Eines ist klar: Vitamin D ist wichtig für die Knochenentwicklung - vor allem in Kindheit und Jugend. Im Erwachsenenalter reguliert es den Kalziumstoffwechsel und stärkt die Muskeln. So bekommen Babys im ersten Jahr eine hohe Dosis Vitamin D, aber auch ältere und gebrechliche Menschen sollten eine Kombination mit Kalzium einnehmen. Laut dem Robert-Koch-Institut haben etwa 60 Prozent der Deutschen während der Wintermonate einen Vitamin D-Mangel.
Wundermittel Vitamin D?
Vitamin D gilt als Allzweckwaffe und Wundermittel gegen Depressionen, Krebs und Diabetes Mellitus. Doch was ist an diesem Wundervitamin tatsächlich dran? In wie weit sind die Mechanismen von Vitamin D erforscht? Prof. Dr. Helmut Heseker, Ernährungswissenschaftler an der Universität Paderborn, hat zu dem Thema geforscht. Er sieht die Vitamin D-Industrie kritisch.
Vitamin D ist eigentlich gar kein Vitamin, es ist eher die Vorstufe zu einem Hormon. Dieses wird wie folgt gebildet: Trifft Sonne auf die Haut, bilden Leber und Niere aktives Vitamin D. So entstehen etwa 90 Prozent des körpereigenen Stoffes. Der Rest wird durch bestimmte, fettreiche Lebensmittel gedeckt.
Einsatz bei bestimmten Krankheiten
Dass Vitamin D wichtig ist, ist keine Frage, so Prof. Dr. Klaus Badehoop von der Universität Frankfurt am Main. Er gehört zu den führenden Forschern in Deutschland. Mit seinem Team konnte er belegen, dass eine Vitamin D-Therapie die Behandlung von bestimmten Krankheiten unterstützt.
Laut Badehoop können auch gesunde Erwachsene einen Vitamin D-Mangel haben. Je nachdem, wie viel Sonne sie im Alltag abbekommen. Dazu gehören nicht nur alte Menschen, sondern auch: „Chronisch kranke, Diabetes-Patienten, Menschen mit Migrationshintergrund. Genetische Unterschiede spielen eine große Rolle, das sieht man im arabischen Raum. Da wird Vitamin D anders synthetisiert. Die Vollverschleierung ist auch ein Problem, da kaum Sonnenlicht auf die Haut kommt", so Badenhoop.
Was passiert beim Mangel?
Ohne Vitamin D kann der Körper kein Kalzium in den Knochen lagern, so besteht die Gefahr für Knochenbrüche und Osteoporose. Ein Mangel begünstige zudem bestimmte Krankheitsverläufe:
Er rät auch gesunden Menschen, Vitamin D einzunehmen, wenn sie im Alltag nicht ausreichend Sonne abbekommen. Die Grenzwerte sind allerdings umstritten. Laut Studienergebnissen sollten gesunde Erwachsene 1500 Einheiten pro Tag einnehmen, andere sagen, bis 3000 Einheiten am Tag seien in Ordnung.
Wieviel Vitamin D braucht der Mensch wirklich?
Ernährungswissenschaftler Heseker empfiehlt Sonne und Bewegung, um den Vitamin D-Haushalt anzukurbeln: „Man kann den Leuten nicht weismachen, bleibt auf dem Sofa sitzen, nehmt die Vitamin D-Tablette - und alles ist gut“.
In der Forschung wird nicht nur darüber diskutiert, wie hoch die Einheiten pro Tag sein sollen, sondern auch, wie hoch der Vitamin D-Wert sein sollte. Dabei richtet man sich auch in Deutschland an den international festgelegten Werten. Das amerikanische „Institut of Medicine“ sagt 20 Nanogramm pro Milliliter Blut. Die US-Gesellschaft der Endokrinologen meint, dass unsere Knochen ab 30 Nanogramm pro Milliliter Blut gut geschützt sind. Was stimmt denn nun?
Vitamin D aus dem Supermarkt?
Inzwischen zahlen laut Heseker die Krankenkassen die Tests, wenn ein hinreichender Verdacht auf Vitamin D-Mangel besteht. 2015 gaben die Deutschen rund 124 Millionen Euro für Vitamin D-Präparate aus. Diese bekommt man mittlerweile überall - auch beim Discounter. Dort müssen Verbraucher laut Heseker allerdings ganz besonders aufpassen:
Besser noch: Man greift auf Lebensmittel zurück, die Vitamin D enthalten, wie beispielsweise Fisch oder Eier. Die Sonne ist allerdings der wichtigste Vitamin-D-Lieferant. In den USA werden sogar Milch, Orangensaft oder Müsli sehr häufig mit Vitamin D angereichert.
Forschung läuft, aber…
Die Forschung arbeitet intensiv daran weitere Erkenntnisse zum Nutzen von Vitamin D zu präsentieren. 3000 Studien weltweit sind derzeit dazu in Arbeit. Wer aber einen Vitamin D-Mangel bei sich vermutet, sollte unbedingt das Gespräch mit dem Arzt suchen. Auf eigene Faust sollte bei sich selbst niemand einen Vitamin D-Mangel diagnostizieren.