Künftig sollen bestimmte Antibiotika nur noch eingeschränkt verschrieben werden. Dabei geht es um die weit verbreitete Gruppe der Fluorchinolone. Sie können schwere Nebenwirkungen verursachen, heißt es in einem sogenannten Rote-Hand-Brief an Ärzte und Krankenhäuser. Darin geht es um alle Fluorchinolone, die über den Mund eingenommen, gespritzt oder inhaliert werden. Sie sollen nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Bewertung im Einzelfall verschrieben werden. Risiken und Anwendungsbeschränkungen sollen lückenlos beachtet werden.
Verschiedene Präparate
In Deutschland sind die Wirkstoffe Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin und Ofloxacin zugelassen. Insgesamt sind über 30 Hersteller betroffen. Diese Antibiotika werden schon länger mit schwerwiegenden Nebenwirkungen in Zusammenhang gebracht. Bereits in der Vergangenheit war die Anwendung auf europäischer Ebene eingeschränkt worden.
„Eingesetzt werden diese Antibiotika bei einer Vielzahl von bakteriellen Entzündungen wie Blasen-, Nieren- oder Kehlkopfentzündung“, erklärt Medizinjournalist Dr. Christoph Specht. Auch bei leichten und mittelschweren Fällen, bei denen möglicherweise kein Antibiotikum gebraucht würde, fänden sie Anwendung. Er rät allen Patienten, die diese Präparate aktuell einnehmen, Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten.
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Nur bei schwerwiegenden Infektionen indiziert
Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) werden bei jährlich 350 Millionen in der EU verordneten Dosen Chinolon und Fluorchinolon etwa 30 Fälle registriert. Bekannt sei aber, dass nur ein Teil der Nebenwirkungen gemeldet werde. Selbst wenn man das einbeziehe, treten die Probleme nach der internationalen Klassifikation sehr selten auf, schreibt das BfArM.
Bei Infektionen, die von selbst abklingen, sollten Fluorchinolone nicht eingesetzt werden. Auch bei leichten bis mittelschweren Infektionen sollen Fluorchinolone in der Regel nicht verordnet werden, so das BfArM. Nicht verschrieben werden sollten sie etwa bei einer Mandelentzündung, akuter Bronchitis oder zur Vorbeugung von Reisedurchfall. Das BfArM stellt aber auch klar, dass Fluorchinolone eine wichtige Behandlungsoption gegen verschiedene Infektionserkrankungen seien, darunter einige lebensbedrohliche, bei denen andere Antibiotika nicht ausreichend wirksam sind.Mit Material von ZDF, dpa