Knapp vier Prozent der Menschen in Deutschland sind von einer Zwangsstörung betroffen. Sei es ein Kontrollzwang, ein Hygienezwang, Zwangsgedanken oder für andere nicht nachvollziehbare Verhaltensweisen - eine Zwangsstörung kann in unterschiedlicher Ausprägung auftreten. Typisch für sie ist aber, dass sie den eigenen Alltag teilweise massiv einschränkt und das Leben belastet.
Wie zeigt sich eine Zwangsstörung?
Wenn man vor dem Verlassen der Wohnung eine lange Zeit benötigt, um mehrfach Fenster, Herdplatten, Steckdosen zu kontrollieren, deutet das auf ein zwanghaftes Verhalten hin. Beim Betätigen des Wasserhahns oder Lichtschalters den Drang zu verspüren, sich nach einer „magischen“ Zahl richten zu müssen, ist ebenfalls ein typisches Zwangsverhalten. Auch gibt es Betroffene, die einen Gedanken immer und immer wieder denken müssen.
Sind solche Handlungen begleitet von Angst vor Unheil bei Nichterfüllung sowie von starken Einschränkungen des alltäglichen Lebens, dann spricht man von einer Zwangsstörung. Die Diagnose erfolgt, wenn die Zwangshandlungen bzw. -gedanken an mindestens 14 Tagen an den meisten Tagen bestehen, den Alltag belasten und der subjektive Leidensdruck ansteigt.
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Therapie
Die Behandlung erfolgt im Regelfall über zwei Säulen: die medikamentöse und die psychotherapeutische Therapie. Behandelt wird mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI), einem Medikament, das sonst vornehmlich gegen Depressionen eingesetzt wird. Bei einer Zwangsstörung ist die Dosierung höher. Wie genau der Wirkungsmechanismus erfolgt, ist aufgrund der komplizierten Regelkreise im Gehirn noch nicht genau erforscht. Durch die SSRIs wird der Zwang abgemildert.
Gute Erfolge bringt auch eine breit gefächerte kognitive Verhaltenstherapie, die auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt wird. Hier geht es beispielsweise darum, in sogenannten Expositionen mit der zwangsauslösenden Situation konfrontiert zu werden, und diese dann auszuhalten, ohne die Zwangshandlung durchzuführen. Dabei entsteht teilweise sehr große Anspannung bei dem Zwangserkrankten, er macht jedoch die Erfahrung, dass diese Anspannung auch wieder nachlässt und abklingt. Durch Wiederholung verkürzen sich die Anspannungsphasen, bis im Idealfall der Zwang immer mehr in den Hintergrund rückt. Dazu können gezielte Wahrnehmungsübungen kommen. Beim Kontrollzwang etwa ist die Wahrnehmung völlig zugunsten des Zwangs verschoben und der Betroffene „glaubt“ sich nicht, dass beispielsweise das Fenster geschlossen ist. Hier gilt es durch gezieltes Bewusstmachen die Aufmerksamkeit zur Wahrnehmung zu lenken und damit diese stärker werden zu lassen als den Zwang, das Fenster noch einmal zu prüfen.
Weitere Maßnahmen
Die Zwangsstörung zu behandeln ist erklärtes Ziel in der Verhaltenstherapie. Dafür kann es auch wichtig sein, neben der Symptombehandlung einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen und den Patienten ressourcenorientiert zu begleiten. Dabei werden vorhandene Ressourcen und Fähigkeiten gestärkt, das alltägliche Leben unterstützend begleitet, (neue) Ziele gesucht und gefördert. Betroffene müssen im Alltag meist zunächst viel üben, um Erfolge der Verhaltenstherapie zu festigen.
In vereinzelten, besonders schweren Fällen, bei denen oben genannte Therapieformen nicht ansprechen, kann die tiefe Hirnstimulation zum Einsatz kommen. Hierbei handelt es sich um eine Art Hirnschrittmacher. In einer Operation werden Elektroden in bestimmte Areale des Gehirns implantiert und diese dann gereizt.
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