Lebererkrankungen sind längst kein Phänomen von Randgruppen. Während früher bei erhöhten Leberwerten schnell der Verdacht auf ein Alkoholproblem im Raum stand, sind es heute zunehmend unsere Lebensumstände, die auf die Leber gehen. Denn mit den Folgen von Überernährung und wenig Bewegung ist das Organ oft überfordert. Experten sprechen dann von einer nichtalkoholischen Fettlebererkrankung. In den letzten Jahren ist sie zu einer wahren Volkskrankheit geworden – bis zu 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Industrieländern ist davon betroffen, also fast jeder Dritte.
Die verstärkte Einlagerung von Fett in die Leber kann fatale Folgen haben. Denn die Zellen können sich mit der Zeit entzünden und entgiften den Köper dann nicht mehr ausreichend von Stoffwechselprodukten. Außerdem kann durch die Entzündung aus wertvollem Lebergewebe mit der Zeit funktionsloses Bindegewebe entstehen. Experten sprechen von einer Fibrosierung, die schließlich in eine Leberzirrhose übergehen kann, bei der die Leber zu funktionslosem, narbigen Bindegewebe umgebaut wird. Im schlimmsten Fall endet dieser Umbau dann mit einem lebensgefährlichen Leberversagen, sofern keine Lebertransplantation möglich ist, und der Umbauprozess nicht rechtzeitig erkannt und gestoppt wird. Daneben hat das Krankheitsbild Auswirkungen auf den ganzen Körper und steht in einer Wechselbeziehung zur Entstehung von Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Veranlagung vererbt?
Wissenschaftler der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz sind an einem Forschungsprojekt beteiligt, in dem derzeit der Frage nachgegangen wird, welche genetischen Faktoren und Umweltfaktoren den Verlauf der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung bis zur Leberzirrhose beeinflussen. Bedeutsam sind in diesem Zusammenhang unter anderem die Veranlagung zu Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Wissenschaftler erhoffen sich auch Aufschluss darüber, warum viele Patienten eine nichtalkoholische Fettlebererkrankung vergleichsweise gut bewältigen, während einzelne daran sterben.
Die zu gewinnenden Erkenntnisse sind der Schlüssel für die Entwicklung empfindlicher, aussagekräftiger Biomarker zur individuellen Risikoabschätzung und damit auch für neue Therapien. Außerdem sollen sie den Weg für vereinfachte und kostengünstigere diagnostische Methoden ebnen, um die Schwere der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung zu messen und den Erfolg neuer Therapien, insbesondere mittels einfacher Bluttests, zu kontrollieren.
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Ernährungsumstellung und Bewegung als Therapie
Neben einer zucker- und fettreduzierten Ernährung ist ausreichende körperliche Bewegung unverzichtbar, wenn aus einer entzündeten Fettleber wieder eine normale Leber werden soll. Dabei geht es jedoch nicht darum, möglichst schnell möglichst viel abzunehmen. Im Gegenteil: Wer zu schnell zu viele Kilos verliert, belastet unter Umständen die Leber zusätzlich mit Fetten – und verschärft so das Problem. Wie ein Bewegungstraining aussehen sollte, um möglichst effizient die Fetteinlagerung, Entzündung und Vernarbung der Leber zu stoppen – darüber ist bislang noch nicht viel bekannt.
Im Rahmen einer Studie untersuchten daher Experten der Universitätsmedizin zusammen mit Sportmedizinern der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, wie sich körperliche Aktivität auf Leber und Körper auswirkt. Dabei setzten sie auf ein engmaschiges Coaching der Studienteilnehmer über das Internet. Die Studie konnte zeigen, dass die Leberfunktion so wieder effektiv normalisiert werden kann.