Zwischen 2010 und 2016 erhielten 79 Prozent der Teilnehmer die Empfehlung, sich nicht operativ behandeln zu lassen und kamen dann auch dauerhaft ohne den Eingriff aus. Bei anstehenden Rückenoperationen weisen die Techniker Krankenkasse und die Verbraucherzentralen darauf hin, sich immer eine Zweitmeinung einzuholen.
Dass in Deutschland tendenziell zu häufig zum Messer gegriffen würde, wisse man schon lange, sagt Dr. Christoph Specht. Allerdings sei die Zahl der Operationen vor allem in den letzten Jahren rückläufig. „Wir wissen, dass etwa seit 2012 ein Umdenken stattfindet. Ganz aktuelle Zahlen würden sehr wahrscheinlich ein anderes Bild zeichnen“, so der Medizinjournalist.
Recht auf Zweitmeinung
Seit 2015 steht jedem Patienten das Recht auf eine Zweitmeinung zu. Allerdings solle man bei Berichten von Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) zu solchen Zweitmeinungsprogrammen Folgendes im Hinterkopf behalten: Auch Krankenkassen betreiben Lobbyarbeit. Zum einen müssen die Kassen die kostenintensiven Operationen bezahlen, zum anderen würden Krankenkassen mit dem Veröffentlichen eines solchen Berichts auch Werbung in eigener Sache betreiben, erklärt Specht.
Um zeitnah einen Termin für eine Zweitmeinung zu erhalten, sollte man das Vorhaben bei seiner Krankenkasse ankündigen und eine Überweisung vom behandelnden Arzt haben.
Wann muss operiert werden?
„Bei einem Bandscheibenvorfall sind unerträgliche Schmerzen allein kein Indikator. Sollte es hingegen Lähmungserscheinungen oder Sensibilitätsstörungen geben, dann muss mit einem bildgebendem Verfahren, beispielsweise einem MRT, genauer geschaut werden. Denn ohne Operation könnte es in einem solchen Fall zu irreversiblen Schäden kommen“, erläutert Dr. Specht.
Größtes Risiko bei der Operation: Sie hilft nicht oder die Symptome verschlimmern sich. Daneben gibt es die generellen Risiken einer Operation wie das Infektionsrisiko oder Komplikationen bei der Narkose.
Andere Behandlungsmethoden neben der Operation
Neben Physiotherapie, Massagen und Osteopathie sei das Wichtigste: Bewegung. „Weit über 80 Prozent der Rückenprobleme haben Bewegungsmangel als Ursache“, erklärt Dr. Specht. Also sollten Sitz- und Stehgewohnheiten überdacht werden und der Sport vorbeugend betrieben werden.