Zecken werden bei Temperaturen ab etwa zehn Grad Celsius aktiv. Entgegen mancher Behauptungen lassen sie sich nicht von Bäumen auf den Menschen fallen, sondern sitzen in Büschen und Gräsern bis einem Meter Höhe. Dabei werden sie unter Umständen abgestreift und stechen in die Haut. Gefürchtet sind Zeckenstiche wegen der Krankheitserreger, mit denen die Blutsauger infiziert sein können. Seltener als die bakteriell bedingte Borreliose ist die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Diese gefährliche Erkrankung kann durch eine infizierte Zecke wie auch die Borreliose zu jeder Jahreszeit übertragen werden.
FSME wird durch ein zur Gruppe der Flaviviren gehörendes Virus ausgelöst, das in den Speicheldrüsen der Zecke sitzt und beim Saugen in die menschliche Blutbahn gelangen kann. Beim Stich einer FSME-infizierten Zecke wird das Virus bereits innerhalb der ersten zehn Minuten auf den Menschen übertragen. Damit gibt es auch nach schnellem Entfernen der Zecke keine Chance, der Erkrankung zu entkommen.
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Symptome der FSME
Die Inkubationszeit einer FSME liegt bei fünf bis 14 Tagen. Bei manchen Infizierten treten dann zunächst grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Schwindel oder Übelkeit auf. Diese Anzeichen klingen nach etwa einer Woche ab. Bei etwa jedem dritten Betroffenen folgt dann nach einer beschwerdefreien Woche ein weiterer, weitaus heftigerer Krankheitsschub (der sogenannte biphasische Verlauf), bei dem zu den jetzt viel stärkeren vorherigen Beschwerden neurologische Symptome wie Bewusstseinstrübungen und Lähmungen hinzukommen können. Typisch sind auch extreme Kopf- und Nackenschmerzen.
Eine FSME-Erkrankung kann unterschiedlich schwer verlaufen. Im leichtesten Fall sind nur die Hirnhäute betroffen (Meningitis). Bei knapp der Hälfte aller Erkrankten ist das Gehirn mit betroffen (Enzephalitis). Vor allem bei älteren Patienten können auch die für die Motorik zuständigen Nerven im Rückenmark beteiligt sein (Meningo-Encephalo-Radiculitis). Bei dieser gefährlichsten Form können Lähmungen zurückbleiben, und bis zu zwei Prozent der Fälle enden tödlich. Leichte Verläufe heilen in der Regel folgenlos aus, jedoch sind viele Patienten danach weniger belastbar.
Wie läuft die Diagnose?
Nachgewiesen wird FSME durch Antikörper gegen das Virus, die im Nervenwasser und im Blut zu finden sind. Zur Untersuchung des Nervenwassers wird eine Lumbalpunktion auf Höhe der Lendenwirbel vorgenommen. Dabei punktiert der behandelnde Arzt den sogenannten Duralsack (ein Schlauch aus harter Hirnhaut, der das Rückenmark und die abgehenden Nervenwurzeln umgibt). Eine Lumbalpunktion ist die häufigste Form der Liquorentnahme. Sie wird in der Regel bei Erkrankungen der Hirnhäute oder des Gehirns vorgenommen.
Für die Diagnose von FSME ist vor allem die Färbung der Flüssigkeit wichtig. Denn darüber erhalten die Neurologen Aufschlüsse über den Grad der Erkrankung. Gesichert gilt die Diagnose, wenn Antikörper im Blut (Serum) und im Nervenwasser nachweisbar sind.
Nur Symptome behandelbar
Das Gefährliche an einer FSME ist, dass es gegen das Virus keine Medikamente gibt. Behandelbar sind lediglich die Symptome, sodass fiebersenkende Mittel und Schmerzmittel zum Einsatz kommen. Zudem sind Bettruhe und eine generelle Reizabschirmung wegen der Lichtempfindlichkeit empfehlenswert. Bei schweren Verläufen müssen Betroffene intensivmedizinisch betreut werden, um eine ausreichende Flüssigkeits- und Nährstoffzufuhr zu gewährleisten. Jeder zehnte der Intensivfälle fällt ins Koma und muss künstlich beatmet werden.
Bei fast einem Drittel der schwer Betroffenen bleiben neurologische Ausfälle bestehen, zum Beispiel Störungen der Konzentrationsleistung, des Gleichgewichts, des Hörvermögens sowie Lähmungen. Ein Teil der Betroffenen wird bettlägerig. Auch Epilepsie ist eine mögliche Folge. Eine gezielte Physio- und Ergotherapie sowie Gedächtnistraining im Rahmen der Rehabilitation hilft unter Umständen, Defizite auszugleichen.
FSME-Prophylaxe durch Impfung
Der effektivste Schutz vor FSME ist die Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) und das Robert-Koch-Institut raten folgenden Menschen zur FSME-Impfung: Allen Personen, die in Risikogebieten leben, allen, die beruflich dort unterwegs sind (Förster, Waldarbeiter, Laborarbeiter auch unabhängig vom Wohnort) sowie allen Reisenden, die als Tourist ein Risikogebiet besuchen und sich dort in der Natur aufhalten (dies gilt auch für benachbarte Risikoländer in Ost- und Südosteuropa).
Bei der Impfung werden inaktivierte Viren in den Muskel gespritzt. Der Körper muss mit drei Impfungen für einen längeren Zeitraum geschützt werden. Die zweite Impfung folgt nach drei Monaten, und dann ist man für ein Jahr geschützt. Spätestens dann sollte eine dritte Impfung erfolgen. Danach muss die FSME-Impfung regelmäßig aufgefrischt werden. Älteren Menschen, insbesondere mit Vorerkrankungen, wird zu einer Auffrischung bereits nach drei Jahren geraten, allen anderen spätestens nach fünf Jahren. Für die Auffrischung ist nur noch ein Impftermin nötig. Der Impfstoff gilt als gut verträglich und wird auch Kindern ab dem dritten Lebensjahr angeraten. Mögliche Nebenwirkungen sind Fieber und lokale Schmerzen an der Einstichstelle.
Allgemeine „Zecken-Tipps“
Da Zecken nicht nur FSME, sondern auch die Erkrankung Borreliose übertragen können, sind auch praktische Schutzmaßnahmen sinnvoll. So sollte man besser mit langer Kleidung und festem Schuhwerk ins Unterholz gehen. Auf heller Kleidung lassen sich die schwarz-braunen Blutsauger leichter entdecken und entfernen. Daheim sollte man seinen Körper genau auf Zecken absuchen, insbesondere auch in Hautfalten, da Zecken das feucht-warme Milieu mögen.
Bereits festgesaugte Zecken kann man am besten mit einer Zeckenzange (in der Apotheke erhältlich) entfernen. Das Drehen in eine bestimmte Richtung ist Unsinn, da Zecken kein Gewinde besitzen. Ebenso falsch ist das Auftragen von Klebstoff oder Öl auf die Zecke, weil das die Infektionsgefahr erhöht. Nach dem Stich sollte man die kleine Wunde desinfizieren!