Erde versorgt Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen und sie gibt ihnen Halt - doch sie ist nicht unersetzbar: Die meisten Pflanzen gedeihen auch in Hydrokultur, manche sogar besser. Pflanzenexperte Elmar Mai erklärt, was die Vorteile sind und worauf man beim Umtopfen und Düngen achten sollte.
Hydrokultur bedeutet Wasserkultur: Die Erde wird durch ein rein mineralisches Substrat ersetzt und Nährstoffe in flüssiger Form zugeführt. Das hat Vorteile: "Die Pflanzen haben ein konstanteres Wurzelmilieu, die Durchlüftung ist optimal und die Wasserversorgung ziemlich konstant und dem Verbrauch der Pflanzen angepasst", erklärt Elmar Mai. Besonders bewährt hat sich das Substrat Blähton: Im Handel bekommt man Blähton in verschiedenen Körnungen für unterschiedliche Zwecke (fein: speziell für Jungpflanzen, mittel: alle Pflanzen, grob: Pflanzen mit derben Wurzeln). Blähton hat ein großes Porenvolumen (ideales Kleinklima ohne Staunässe und Fäulnis) und besitzt ein geringes Gewicht. Es gibt inzwischen aber auch andere mineralische Stoffe, die schwerer sind und der Pflanze mehr Halt geben.
Ideal für Hydrokultur
Vor allem großblättrige Pflanzen eignen sich gut für Hydrokultur. Durch den konstanten Wasserstand sind sie immer optimal mit Feuchtigkeit versorgt. Weil große Blätter auch immer viel Feuchtigkeit verdunsten, haben sie positiven Einfluss auf das meist zu trockene Raumklima. Orchideen und andere Aufsitzerpflanzen sowie Hängepflanzen lassen sich in Hydrokultur besonders gut pflegen. Auch Palmen, die auf Gießfehler oft mit Krankheiten oder Schädlingsbefall reagieren, kommen mit mineralischem Substrat besser zurecht. Palmen kann man auch ohne Innentopf direkt ins Hydrogefäß pflanzen.
Elmar Mai empfiehlt auch Kakteen in Hydrokultur zu pflanzen: "Kakteen sind nicht - wie oft behauptet wird - wasserscheu, sie sind vielmehr anfällig für Fäulnis. Diese Fäulnis entsteht in der Erde, wenn falsch gegossen wird. Ohne Humusstoffe kommt es kaum zur Fäulnis, es sei denn, man ersäuft die Pflanze." Bei Kakteen gilt: Wasserstand auf "Minimum" halten. Grundsätzlich lassen sich fast alle Pflanzen auch in Hydrokultur halten - mit Ausnahme derer, die eine Ruhezeit brauchen oder tiefe Wurzeln treiben wie viele Gehölze oder Zwiebelpflanzen.
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Richtig gießen und düngen
Der Wasserstandanzeiger muss immer bündig mit dem Boden des Innentopfes abschließen. Auf dem Wasserstandanzeiger sind unterschiedliche Markierungen für Minimum, mittleren Wasserstand (Optimum) und maximalen Wasserstand angebracht, die gut sichtbar installiert werden sollten. Wird zu viel gegossen, bekommen die Pflanzen zu wenig Luft. Darum nie über Optimum auffüllen - Maximum nur in Ausnahmefällen bei längerer Abwesenheit. Zudem sollte die Wassertemperatur nicht zu kalt sein - am besten ist Raumtemperatur. Einmal im Jahr den Wasserstandanzeiger prüfen sowie das Substrat der Hydrokultur gründlich mit lauwarmem Wasser reinigen.
Dünger ist als Pflanzennahrung wichtig. Es gibt ihn sowohl in Tablettenform als auch in flüssiger Form. Bei hartem, kalkhaltigem Wasser bieten sich sogenannte Ionenaustauscher an, die unerwünschte Stoffe aus dem Leitungswasser aufnehmen und im Austausch Düngestoffe freisetzen, also schädlichen Kalk in Nahrung "umwandeln". Das geht so lange, bis der im Ionenaustauscher gespeicherte Vorrat erschöpft ist, meist nach einigen Monaten - dann muss ein neuer Ionenaustauscher eingesetzt werden. Sollte das Wasser zu weich sein, kann man Kalkgries hinzugeben. Normaler Blumendünger sollte bei Hydrokultur nicht verwendet werden.
Umtopfen und reinigen
Junge Gewächse vertragen die Umstellung von Erde auf Hydrokultur in der Regel gut, am besten aber wachsen sie direkt in Hydrokultur auf. Bei Pflanzen mit feinen Wurzeln kann die Umstellung schwierig sein. "Beim Umtopfen sollten Sie darauf achten, dass die Wurzeln gründlich unter fließendem Wasser ausgewaschen werden, denn hängt noch Erde am Ballen, kann die Pflanze in Hydrokultur schnell faulen", so Elmar Mai. Ideal sind Gefäße aus Keramik oder Kunststoff - Messing, Kupfer oder Zinn eignen sich nicht, da diese Materialien im Zusammenwirken mit der Nährstofflösung giftige Metallionen freisetzen.
Pflanzen in Hydrokultur müssen seltener als jene in Erde umgetopft werden, weil die Wurzeln in einem Hydrotopf besser versorgt werden. Sie können oft jahrelang in einem Topf bleiben. Trotzdem ist es wichtig, die Wurzeln gelegentlich auf Schäden hin zu untersuchen, denn abgestorbene Wurzeln können im Wasser für ein fauliges Milieu sorgen. Tipp: Viele Pflanzen vertragen keine "kalten Füße", eine isolierende Unterlage verschafft Abhilfe. Auch Pflanzen in Hydrokultur sollten gelegentlich gereinigt werden. Dazu das ganze Substrat in einen Eimer geben und die Pflanze gründlich abwaschen. Das Substrat am besten im Sieb durchspülen, da man hierdurch Düngerreste und abgestorbene Wurzeln herausbekommt.