Eine Skoliose ist eine Verkrümmung der Wirbelsäule, die sich bei Kindern und Jugendlichen in der Wachstumsphase entwickelt. Zunächst haben die Patienten außer der schiefen Wirbelsäule meist keine Symptome; langfristig können jedoch die Leistungsfähigkeit der Lunge und des Herzens eingeschränkt sein. Die meisten Skoliosen werden mit Physiotherapie oder einem Korsett therapiert. Ab 40 Grad Krümmung wird in der Regel operiert.
Bisherige Standardoperation
Die bisherige Standardoperation ist die Spondylodese: eine Versteifung der Wirbelsäule. Bei dieser Operation wird die Form der Wirbelsäule soweit wie möglich korrigiert. Um sie zu stabilisieren, werden die betroffenen Abschnitte mit Schrauben und/oder Metallstäben fixiert. Die Wirbelkörper sollen an den entsprechenden Stellen zusammenwachsen. Das führt dazu, dass die Beweglichkeit anschließend eingeschränkt ist und die Bandscheiben unterhalb der Versteifung früher verschleißen.
Neue Operations-Methode
Ein relativ neues operatives Verfahren aus den USA zur Behandlung schwerer Skoliosen ist das Vertebral Body Tethering (VBT), das auch als Dynamische Skoliosekorrektur (DSK) oder Anterior Scoliosis Correction (ASC) bezeichnet wird. Dahinter verbirgt sich eine neuartige, nicht versteifende Operationsmethode, die in Deutschland in einigen Kliniken seit Anfang 2018 zugelassen ist.
Vertebral Body Tethering
Bei dem neuen Verfahren werden auf einer Seite der Wirbelsäule Schrauben in die Wirbelkörper eingesetzt, die mit einem geflochtenen Kunststoffseil verbunden und gespannt werden. Das bewirkt, dass auf dieser Seite der Wirbelsäule das Wachstum reduziert wird. Nur die unbehandelte Seite wächst weiter, wodurch sie sich während des Weiteren Wachstums selbst begradigt.
Sofort nach der Operation besteht bereits eine deutliche Korrektur, die sich im Laufe des Restwachstums weiter verbessert. Die Methode funktioniert quasi wie ein inneres Korsett. Der Vorteil ist, dass die Wirbelsäule dabei beweglich bleibt.
Geeignet ist das VBT für Krümmungen zwischen 30 bis 60 Grad und etwa ab dem 10. Lebensjahr. Eine anschließende Korsettversorgung ist in der Regel nicht erforderlich, und sportliche Betätigungen können weiterhin durchgeführt werden. Bei vielen Kindern können durch dieses Verfahren spätere Versteifungsoperationen mit großer Wahrscheinlichkeit verhindert werden.
Ein weiterer Vorteil ist, dass sich die Operation in der Regel mit der sogenannten videoassistierten minimalinvasiven Technik durchführen lässt. Dadurch sind die Schmerzen nach der Operation meist geringer als nach einer Versteifung. Das größte Plus für die Patienten ist jedoch, dass die Beweglichkeit der Wirbelsäule erhalten bleibt und auch die Bandscheiben weniger leiden. Zudem werden die Patienten deutlich schneller gesund: meist innerhalb weniger Wochen im Vergleich zu Monaten bei einer klassischen Versteifung.
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Kostenübernahme
Bisher werden die Kosten der neuen Operationsmethode nicht regelhaft von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Das liegt daran, dass das Verfahren noch nicht im Leistungskatalog aufgenommen ist, u.a. weil Langzeitergebnisse fehlen. Patienten müssen daher die Kosten selbst tragen, können aber versuchen einen individuellen Antrag auf Kostenübernahme bei der eigenen Krankenkasse zu stellen. Manche Kassen übernehmen im Nachhinein die Kosten in Höhe von rund 35.000 Euro oder die Hälfte des Betrags, den eine Versteifung kosten würde.