„Die Alternative heißt sich in Toleranz zu üben, vorzubeugen und die Selbsthilfekräfte der Natur zu nutzen“, sagt Experte Elmar Mai. Schädlinge und Pilzkrankheiten müsse man dabei gesondert betrachten. Für beides gelte jedoch, dass gesunde Pflanzen weniger befallen werden. „Vorbeugen ist also der beste Pflanzenschutz“, ergänzt er.
Ein guter Gastgeber sein
Pflanzen stellen an ihre Umwelt spezielle Bedingungen – an den Lichtbedarf, an den Boden und an die Wasser- und Nährstoffversorgung. Kombiniert man diese Ansprüche miteinander, ergeben sich viele große Gruppen, die zueinander passen, miteinander harmonieren und gedeihen. Nimmt man auf solche Belange Rücksicht, sind gute Erfolge zu erwarten. Allerdings gibt es keine Garantie, dass Pflanzen nicht doch mal krank werden oder Schädlinge bekommen.
Längst nicht jedes Insekt, das an Pflanzen knabbert, ist auch schädlich. Im Gegenteil: Alle wollen gerne Schmetterlinge oder Bienen im Garten haben, dann muss man auch deren Existenzgrundlage sichern. Bei Schmetterlingen gehören Raupen nun mal mit dazu. „Verantwortungsvolle Gärtner sollten also auch gute Gastgeber sein, statt Raupen zu töten“, sagt Elmar Mai. Hier kann jeder Einzelne seinen Beitrag leisten. Bienen sind beispielweise auf Pollen und Nektar angewiesen, die man ihnen die gesamte Saison über gewähren muss.
Sachgerechte Düngung als Pflanzenschutz
Pflanzen müssen artgerecht ernährt werden, denn sie haben unterschiedliche Bedürfnisse in puncto Nährstoffe. „Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Gärtner in Sachen Pflanzenernährung überfordert sind und im Zweifelsfall auf einen Universaldünger zurückgreifen“, berichtet der Pflanzenexperte. Dies könne fatale Folgen haben, denn viele Böden seien mit Nährstoffen unter- oder überversorgt. „Ein Universaldünger kann das Ungleichgewicht sogar noch vergrößern“, warnt Elmar Mai. Sind zum Beispiel zu viel Phosphor oder Kali im Boden, verstärkt Universaldünger das Problem, weil hier immer auch Phosphor und Kali enthalten sind – egal, ob es sich um mineralischen oder organischen Dünger handelt.
Eine Bodenanalyse kann zumindest Richtwerte liefern; meist fehlen Stickstoff und vor allem Spurenelemente. „Speziell letztere sind recht teuer, an ihnen wird am ehesten in Billigdüngern gespart. Außerdem werden Düngergaben oft zu hoch dosiert, ganz nach dem Motto ‚viel hilft viel‘“, erklärt Elmar Mai. Dies könne in Hitzephasen Verbrennungen an den Pflanzenwurzeln und sichtbare Blattschäden verursachen, da mit der Verdunstung von Wasser die Konzentration der Düngestoffe und damit die Versalzung der Böden zunimmt.
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Nützlinge fördern
Nützlinge sind für Gärtner in vielerlei Hinsicht wertvolle Helfer: Sie bestäuben nicht nur die Pflanzen, sondern verhindern auch, dass Schädlinge überhandnehmen. Nicht nur Insekten können Nützlinge sein, auch Vögel, Maulwürfe oder Eidechsen, Frösche und Kröten zählen dazu. „Eine gewisse Grundtoleranz für Schadinsekten sollte jeder verantwortungsvolle Gärtner mitbringen und ansonsten auf die Leistungsfähigkeit der biologischen Helfer setzen. Dafür muss er aber auch deren Existenzgrundlage sichern“, sagt Elmar Mai.
Totholzhaufen für Kröten oder Salamander, Trockenmauern für Eidechsen, Hummeln und andere Wildbienen, Steinhaufen für kleine Säugetiere oder Ringelnattern, Laubhaufen oder Kompostmieten sind ein gutes Tagesversteck für Igel. All das hilft, ein biologisches Gleichgewicht einzustellen. Aber auch Nistmöglichkeiten für Vögel oder Insektenhotels sind giftfreie Varianten zur Schädlingsbekämpfung. Bleiben zum Schluss noch gezielt die biologischen Gegenspieler gegen manche Schadinsekten, die sonst nur schwer zu bekämpfen sind, zum Beispiel Nematoden gegen Dickmaulrüssler oder spezielle Bakterien gegen Stechmückenlarven in Regentonnen.
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Biologische Methoden
In allererster Linie empfiehlt Elmar Mai die Anschaffung von genetisch gesunden Pflanzen: „Es gibt Rosensorten, die überhaupt keine Pilzerkrankungen bekommen. Auch von anderen Gehölzen, speziell von Nutzgehölzen wie zum Beispiel Äpfel und diverse Rebsorten, sowie von vielen Stauden gibt es erbgesunde Sorten, die Pilzprobleme gar nicht erst entstehen lassen.“ Pflanzen können sich aber auch gegenseitig helfen. Diese Eigenschaften macht man sich in der Mischkultur zunutze, indem man Pflanzen zusammensetzt, die durch spezielle Düfte Schadinsekten verwirren und diese so ihre Wirtspflanzen nicht finden. Gemüsefliegen lassen sich so deutlich reduzieren. Hier helfen aber auch engmaschige Schutznetze, die rein mechanisch die Schädlinge gar nicht erst an die Wirtspflanzen heran lassen. Kohlweißlinge werden so wirksam vom Kohl abgehalten. „Alternativ kann man in einer abgelegenen Ecke im Garten Senf oder Raps aussäen, als Ersatzfutter für Kohlweißlinge, denn auch sie sind mittlerweile gefährdet“, rät Elmar Mai.
Ablenkmanöver helfen oft auch gegen Schnecken. So kann man Tagetes abseits der zu schützenden Nutz- oder Zierpflanzen anbauen. Ihr Geruchssinn ist ausgesprochen gut. Dort lassen sie sich dann mit ungiftigem Schneckenkorn auf Eisenbasis wirksam eliminieren, sofern es nicht vorher schon der Igel erledigt hat. Tagetes hat auch noch eine zweite Eigenschaft: „Ihre Wuzeln sondern einen Stoff ab, der schädliche Älchen, also spezielle Bodenwürmer abtötet. Daher bezeichnen viele solche hilfreichen Blumen, zu der auch Ringelblumen gehören, als Bodendoktor“, erklärt Elmar Mai.
Heilende Wirkung haben auch Zwiebeln oder Knoblauch, deren Ausdünstungen (Senföle) auf Pilzerreger abwehrend wirken. Knoblauch unter Rosen reduziert merklich Mehltau, Rosenrost und Sternrußtau. Auch Lavendel oder Kamille haben positive Wirkung auf pilzempfindliche Pflanzen in ihrer Umgebung. Pilzbefall lässt sich auch mit Milch verhindern, die 1:10 verdünnt gespritzt wird. Die Milchsäurebakterien wirken nicht nur bei Pflanzen, sondern auch in der menschlichen Ernährung (frisches rohes Sauerkraut) positiv und entfalten sogar im Kompost eine positive Wirkung.
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