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Mord im Krankenhaus

krankenschwester geht im flur an leerem bett vorbei

Werden bis zu 21.000 Menschen pro Jahr im Krankenhaus umgebracht? Das suggeriert zumindest eine Studie über Patiententötung in Deutschland. Was steckt dahinter?

Datum:
30.03.2017
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Eine Studie über Patiententötungen in Krankhäusern und Pflegeheimen durch Ärzte und Pfleger sorgt für kontroverse Diskussionen. Wissenschaftler der Universität Herdecke um den Psychotherapeuten Prof. Dr. Karl H. Beine haben hochgerechnet, dass möglicherweise bis zu 21.000 Patienten pro Jahr durch die Hände von Klinikpersonal ums Leben kommen, wie die „Welt am Sonntag“ berichtete. Allerdings räumten die Forscher ein, dass die zugrundeliegende Umfrage unter Klinikmitarbeitern fehlerhaft sein könnte. Die deutsche Stiftung Patientenschutz warf Beine vor, statt Fakten nur Andeutungen zu liefern.

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU) erklärte, sollten die Ergebnisse zutreffen, wäre dies ein Skandal. Er forderte Klarheit über die Hintergründe der Erhebung. Der Gesundheitsexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Karl Lauterbach, erklärte: „Ich hoffe sehr, dass diese Zahl viel zu hoch ist.“

So lief die Studie

Für die Studie fragten Beine und seine Kollegen laut der Zeitung rund 5.000 Ärzte, Kranken- und Altenpfleger, ob sie in den vergangenen zwölf Monaten lebensbeendende Maßnahmen aktiv an Patienten vorgenommen hätten. Gut drei Prozent der Ärzte in Krankenhäusern antworteten, sie selbst hätten dies bereits getan, ebenso fünf Prozent der Altenpfleger und 1,5 Prozent der Krankenpfleger. In den Pflegeheimen lagen die Ergebnisse ähnlich.

Hochgerechnet auf alle Ärzte, Alten- und Krankenpfleger in den Kliniken und Heimen ergäbe sich die Zahl von rund 21.000 aktiv lebensbeendenden Maßnahmen. „Wobei wir hier sicher nicht über 21.000 Morde oder Totschlagsdelikte reden“, betonte Beine. „Unsere Untersuchung ist nur ein Anfang. Sie ist nicht repräsentativ. Ein erster Schritt, um zu zeigen, dass wir alarmiert sein und weiter forschen müssen.“

Missverständliche Fragen

Nicht ganz eindeutig ist laut „Welt am Sonntag“, wie die Umfrageteilnehmer die Frage verstanden. Beine und seine Forschungskollegen hätten damit neben Mord und Totschlag auch Tötung auf Verlangen und Tötung ohne explizite Willensäußerung des Patienten gemeint - alles strafrechtlich relevante Sachverhalte.

Ausdrücklich nicht gemeint gewesen sei Beihilfe zum Suizid. Beine schließt dem Bericht zufolge allerdings nicht aus, dass Studienteilnehmer die Frage missverstehen konnten und das Abstellen von Maschinen aufgrund von Patientenverfügungen meinten.

Eher Rufmord als Mord

Der Patientenbeauftragte Laumann wies in der «Welt am Sonntag» darauf hin, dass die Zahl von 21.000 Todesfällen 36-mal höher sei als die Zahl polizeilich erfasster Morde und Totschlagsfälle. „Man muss aufpassen, dass nicht abertausende Ärzte und Pflegekräfte, die in unseren Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen einen tollen Job machen, ohne eigenes Verschulden am Pranger stehen.“

Auch Lauterbach warnte davor, einen ganzen Berufsstand unter Generalverdacht zu stellen. Er glaube nicht an die Vermutung, dass wirtschaftlicher Druck in Kliniken oder Pflegeheimen dazu führen könne, dass Ärzte oder Pfleger Patienten töten, sagte er der Zeitung.

Quelle: Mit Material vom epd

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