Mobbing ist längst kein Randphänomen mehr, sondern zum Alltag in Klassenzimmern und auf Schulhöfen geworden. Am Anfang sind es scheinbar harmlose Bemerkungen, die Kinder testen aus, wie das Gegenüber reagiert. Im weiteren Verlauf wird dann ein Opfer herausgesucht und das Mobbing wird massiver. „Es gibt inzwischen keine Schule mehr, an der nicht gemobbt wird und auch das Cyber-Mobbing sollte ernst genommen werden“, weiß Diplom-Psychologe Dietmar Langer. „Man kann davon ausgehen, dass jeder Schüler mehr oder weniger davon betroffen ist, entweder als Beteiligter oder als Zuschauer.“
Mobbing erkennen und damit umgehen
Grundsätzlich kann jedes Kind zum Opfer von Mobbing werden, unabhängig von der Persönlichkeit; oft trifft es jedoch Einzelgänger. Mobbing-Opfer schämen sich und fühlen sich schuldig. Sie möchten nicht mehr zur Schule gehen, die Schulleistungen verschlechtern sich und sie leiden häufig unter psychosomatischen Beschwerden wie beispielsweise Kopf- oder Bauchschmerzen. „Es gibt sogar Fälle, in denen sich Kinder nach einer Mobbing-Erfahrung geritzt haben“, schildert Dietmar Langer. „All diese Anzeichen sollten für Eltern ein Grund sein, das Gespräch mit ihren Kindern zu suchen und nachzuhaken.“
Eltern sollten ihr Kind unterstützen, ihm Mut machen, ihm zeigen, dass sie das Problem in die Hand nehmen und gemeinsam mit dem Kind dem Mobbing entgegenwirken. Um sich vor Mobbing zu schützen, ist es für Kinder wichtig, nicht nur außerhalb der Schule oder Klasse, sondern auch in der Klasse Freunde zu haben, denn die Gemeinschaft schützt. Außerdem kann ein Selbstbehauptungstraining helfen.
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Prävention durch Schulen und Politik
Mobbing ist kein Problem einzelner Schüler, sondern ein Problem der Autorität, deshalb ist es wichtig, dass Schulen und Politik offen mit dem Thema umgehen und ihm entgegenwirken, zum Beispiel durch gezielte Präventionsprogramme. Wenn ein Mobbing-Fall auftritt, wird er zumindest am Anfang oft nicht als solcher wahrgenommen.
Inzwischen werden Fortbildungen für Lehrer angeboten, die helfen sollen, Mobbing besser zu erkennen und zu bekämpfen. „Einerseits ist wichtig, dass die Lehrer emotionale Prozesse mitbekommen, andererseits spielt auch die Präsenz der Lehrer eine Rolle, die Schüler sollten ihnen vertrauen und sich an sie wenden können“, weiß Dietmar Langer. Außerdem sei es unerlässlich, Mobbing-Fälle offen zu thematisieren, denn Täter scheuen die Öffentlichkeit.
Gefahr durch Cyber-Mobbing
Mobbing hört heutzutage nicht mehr mit Schulschluss auf, sondern setzt sich häufig im Internet beziehungsweise in den sozialen Medien fort. Beim Cyber-Mobbing bleiben die Täter anonym und können beleidigende Äußerungen oder persönliche Informationen über ihr Opfer einer großen Öffentlichkeit zugänglich machen. „Aber auch beim Cyber-Mobbing kennen sich Opfer und Täter und oft standen sie auch in einer Beziehung zueinander, waren also beispielsweise mal beste Freunde und bekriegen sich jetzt“, so Diplom-Psychologe Dietmar Langer.
Im Umgang mit dem Internet und sozialen Medien ist eine gewisse Medienkompetenz gefragt. Nicht nur, um sich vor Cyber-Mobbing zu schützen, sollte man generell nicht sein gesamtes Familienleben und persönliche Informationen im Internet preisgeben. Die Inhalte im Netz können von jedem genutzt werden. So kann es beispielsweise passieren, dass ein Foto von einer leicht bekleideten Schülerin auf dubiosen Internetseiten landet. Sollte man dennoch Opfer von Cyber-Mobbing werden, ist es immer empfehlenswert, die entsprechenden Kontakte zu sperren und einen Screenshot der Seite als Beweismittel abzuspeichern.