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Kurzsichtigkeit auf dem Vormarsch

Mädchen mit Brille lernt

Derzeit ist circa ein Drittel der Deutschen kurzsichtig. In einigen Jahren soll es jeder zweite sein. Die bittere Wahrheit: Die zunehmende Kurzsichtigkeit hat mit der besser gewordenen Bildung zu tun. Aber Schulen und Eltern können gegensteuern.

Datum:
26.07.2018
Verfügbarkeit:
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Ein Augapfel ist normalerweise rund. Bilder werden dann auf der Netzhaut scharf abgebildet. Wächst der Augapfel zu sehr in die Länge, klappt das bei weiter entfernten Objekten nicht mehr. Denn das Bild trifft dann nicht mehr genau auf die Netzhaut. Es wird unscharf: der Mensch ist kurzsichtig und braucht eine Brille.

Die Augen entwickeln sich etwa bis zum 25. Lebensjahr, danach gibt es meist nur noch geringe Veränderungen. Das bedeutet auch: Wenn ein Augapfel einmal in die Länge gewachsen ist, lässt sich das nicht mehr rückgängig machen.

Netzhaut kann sich ablösen

Bei starker Kurzsichtigkeit kann es auf Dauer schwere Probleme geben. Zum Beispiel kann eine  myope Makuladegeneration entstehen, weil die Netzhaut durch den verlängerten Augapfel gedehnt wird. Die Folge: die Sehschärfe nimmt ab. Die Netzhaut kann sich auch ablösen. Außerdem kann grüner oder grauer Star auftreten. Bei all diesen Veränderungen sind teilweise starke Sehstörungen die Folge.

Kurzsichtigkeit wird bei vielen Menschen vererbt. Das erklärt aber nicht den Anstieg der Myopie in Deutschland und anderen entwickelten Ländern. 1950 waren nur 10 Prozent der Deutschen kurzsichtig, heute sind es gut ein Drittel, 2050 sollen es etwa die Hälfte sein. Viele Studien haben gezeigt: je länger die Ausbildung, desto mehr Kurzsichtigkeit gibt es. So leiden laut der Mainzer Gutenberg-Gesundheitsstudie nur 25 Prozent der Menschen ohne Ausbildung an Myopie, aber 53 Prozent der Hochschulabsolventen.

Fehlendes Tageslicht

Wer eine gute Ausbildung erhält, verbringt viel Zeit in Innenräumen. Hier fehlt Tageslicht. Das ist aber wichtig für die Augenentwicklung. Wahrscheinlich spielt Dopamin dabei eine Rolle. Der körpereigene Botenstoff wird bei Tageslicht verstärkt ausgeschüttet. Das hemmt das schädliche Längenwachstum des Augapfels. Der Tipp deshalb: mindestens zwei Stunden pro Tag draußen verbringen. Für viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ist es gar nicht so einfach, diesen Ratschlag zu beherzigen. Sie sollten aber trotzdem versuchen, so viel Zeit wie möglich im Freien zu verbringen.

Es gibt noch ein Problem für die Augen, das mit guter Bildung zu tun hat: Wer viel lernt, liest viel. Dabei ist der Leseabstand oft zu kurz. Auch das fördert das Längenwachstum des Augapfels. Der Tipp: mindestens 30 Zentimeter Abstand einhalten beim Lesen.

Atropin als Wachstumshemmer

Bei stark voranschreitender Kurzsichtigkeit reichen Verhaltenstipps alleine aber oft nicht aus. Für diese Fälle gibt es seit wenigen Jahren das Medikament Atropin. Es hemmt das Längenwachstum des kindlichen Augapfels. In Asien wird das Mittel schon länger angewendet. In Europa fehlen noch Studienergebnisse. Deshalb ist es hier noch nicht für diesen Zweck zugelassen. Ärzte können es aber auf Privatrezept verschreiben. Der Wirkstoff stammt aus der Tollkirsche und muss genau dosiert werden. Eine zu hohe Atropin-Konzentration kann zu Sehstörungen und anderen Nebenwirkungen führen. Ideal scheint eine Konzentration von 0,01 Prozent zu sein.

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