Mehr als die Hälfte aller Mitteleuropäer leidet im Laufe des Lebens an einer Venenerkrankung. Einige davon, wie zum Beispiel viele der so genannten Besenreiser, stören nur aus kosmetischen Gründen und beeinträchtigen nicht die Lebensführung. Krampfadern, sackförmige Erweiterungen von größeren Venen, medizinisch Varizen, von denen ein Fünftel der Bevölkerung betroffen ist, können jedoch auch gesundheitliche Auswirkungen haben und einen Eingriff als medizinische Notwendigkeit erforderlich machen. Venenleiden sind keine typische Alterserkrankung. Sie nehmen jedoch mit einem höheren Lebensalter zu. Frauen sind davon etwas häufiger betroffen als Männer.
Ursachen und Symptome
Die Venen in den Beinen haben die Aufgabe, verbrauchtes, sauerstoffarmes Blut zum Herzen zurückzuführen. Als Folge einer Schwächung der Gefäßwand und nicht richtig schließender Venenklappen kann Blut in einer Umkehrströmung innerhalb der Vene versacken, was Krampfadern hervorrufen kann. In mehr als neunzig Prozent der Fälle einer solchen Venenerweiterung gibt es keine eindeutige Ursache, allerdings zahlreiche Risikofaktoren, die die Entwicklung begünstigen. Neben einer erblichen Vorbelastung für Venenleiden können Schwangerschaften, Übergewicht, Bewegungsmangel, zu enge Bekleidung oder zu hohe Schuhe eine Erweiterung begünstigen.
Hinzu kommen als Risikofaktoren ein zu hoher Alkoholkonsum, ausgedehnte Sonnenbäder und auch das Alter. In seltenen Fällen entsteht eine oberflächlich sichtbare Venenschwäche allerdings in Folge einer unbemerkten Thrombose der tiefen Venen. Venenleiden können nur ein kosmetisches Problem darstellen, aber darüber hinaus auch gesundheitliche Probleme hervorrufen. Gefährlich ist zum Beispiel der völlige Verschluss einer Vene durch ein Blutgerinnsel (Thrombus). In Folge einer Thrombose kann es zum Beispiel zu einer lebensbedrohlichen Lungenembolie kommen. Venenentzündungen können außerdem schlecht heilende Wunden hervorrufen, die man als offenes Bein bezeichnet. Geschädigte Venen können auch platzen.
Beginnende Venenleiden kann man oft an schweren Beinen, geschwollenen Füßen, Juckreiz, Hautverfärbungen oder nächtlichen Krämpfen in Füßen und Waden erkennen.
Diagnose und Therapie
Als Experte kommen ein Angiologe oder auch ein Phlebologe in Betracht. Die Diagnose beginnt mit einem ausführlichen Gespräch über die Beschwerden und mit einer körperlichen Untersuchung, bei welcher der Arzt neben dem Allgemeinzustand vor allem die Durchblutungssituation der Beine im Blick hat. Um das oberflächliche sowie das tiefe Venensystem beurteilen zu können, wird im Anschluss eine Doppleruntersuchung mit Ultraschall durchgeführt. Hinzu kommen die Phlebographie, die Darstellung des Venensystems mittels eines Kontrastmittels und Röntgenstrahlen, und eventuell noch weiterführende Spezialuntersuchungen.
Eine früh einsetzende und regelmäßige Kompressionstherapie ist wichtig bei der Behandlung vieler Krampfadern und Venenleiden. Besenreiser werden meist nur aus kosmetischen Gründen entfernt. Auch bei Krampfadern ist erst genau durch den Arzt zu prüfen, ob sie operativ, minimal-invasiv mit einem Katheter-Eingriff oder per Lasertherapie entfernt oder verödet werden können. Da es sich meist um oberflächliche Venen handelt, ist das für den Blutrückstrom in vielen Fällen aus medizinischer Sicht nicht zwangsläufig nötig. Wichtig ist es aber, Komplikationen wie offene Beine und Thrombosen zu vermeiden oder direkt zu behandeln. Krampfadern können also durchaus zu einem ernsten medizinischen Problem werden.
Vorbeugung und Selbsthilfe
Es gibt einige gute Maßnahmen zu Vorbeugung von Venenleiden, die auch für bereits Betroffene gut geeignet sind. Das erste Motto lautet: Laufen und Liegen ist besser als Sitzen und Stehen. Die genannten Risikofaktoren und auch das Rauchen sollten vermieden werden. Die Spannkraft der Venen kann verbessert werden, indem man so oft wie möglich die Beine hochlegt oder sie kurz mit kaltem Wasser abduscht.
Bewegung und gymnastische Übungen sind gut, Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Wandern besonders geeignet. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie mit Lockdown, Home-Office-Tätigkeiten und Bewegungsmangel kommt diesen Maßnahmen eine große Bedeutung zu. Zudem kann sich eine Ernährung, die reich an Ballaststoffen ist, positiv auf das Venensystem auswirken.