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Kein Ende der Hitzewelle in Sicht

Im Gespräch: Volker Angres, Leiter der ZDF-Umweltredaktion

Weizen auf dem Feld in der Sonne

Nicht nur Deutschland ächzt unter dem Sommer 2018: In Schweden und Griechenland wüten Waldbrände, Japan zählt mehr als 80 Hitze-Tote. Viele Klimaforscher sind sich sicher: So einen Hitze-Sommer wird es künftig öfter geben.

Datum:
27.07.2018
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar
Porträt Volker Angres
Volker Angres, Leiter der ZDF-Umweltredaktion

Volle Kanne: Ist diese Hitzewelle erst der Anfang des prognostizierten Klimawandels?
Volker Angres: Viele Klimaforscher sehen das so. Was aktuell als ungewöhnlich gilt, könnte nach Einschätzung des Potsdam-Institutes für Klimafolgenforschung (PIK) in 30 Jahren ein ganz normaler Durchschnitts-Sommer sein. Der Mai 2018 war der wärmste Mai in Deutschland seit 1881. Zuvor hatte schon der April einen Rekord gebrochen.

Hierzulande haben wir heute im Schnitt doppelt so viele Hitzetage mit einer Maximaltemperatur von über 30 Grad als noch in den 80er-Jahren. Die Hitzebelastung für den Menschen ist also gestiegen; künftig ist mit noch mehr Hitzetagen zu rechnen. In Berlin beispielsweise sind es derzeit im Schnitt 14 Hitzetage pro Jahr. Das wird sich bis Ende des Jahrhunderts verdoppeln.

Volle Kanne: Das Hitze-Phänomen ist derzeit nicht nur bei uns, sondern weltweit zu beobachten, mit zum Teil katastrophalen Folgen wie etwa in Japan.
Volker Angres: Der Sommer in Japan ist berüchtigt für hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit. Aber dass eine Hitzewelle offiziell als Naturkatastrophe eingestuft wird, das hat es noch nicht gegeben. Mehr als 80 Menschen sind bereits wegen der Hitze gestorben, seit Anfang Juli sind mehr als 35. 000 Menschen zur Notfallbehandlung in Krankenhäuser eingeliefert worden.

China geht die Energie aus: Die tödliche Hitzewelle in fast allen asiatischen Ländern hat Energie so teuer gemacht wie seit fünf Jahren nicht mehr. Die Klimaanlagen laufen rund um die Uhr. Einzelne Provinzen haben gar einen Energie-Notstand ausgerufen.

Afrika setzt mit einer Temperatur von 51,3 Grad Celsius einen neuen Rekord. Das hat die Wetterstation im algerischen Ouargla in der Sahara gemessen.

Volle Kanne: Die extreme Trockenheit führt immer wieder zu Waldbränden auch bei uns in Deutschland, wenn auch bislang nicht in solchen Ausmaßen wie in Schweden oder Griechenland. Wie kann man sie verhindern?
Volker Angres: Nur vier bis fünf Prozent der Waldbrände haben eine natürliche Ursache – der Rest ist vom Menschen gemacht. Man sollte extrem aufmerksam sein: Keine Zigaretten aus dem Auto werfen, nicht rauchen oder grillen im Wald – auch nicht auf vertrockneten Grünflächen. Vielerorts haben die Städte Verbote erteilt, wie zum Beispiel auf den Rheinwiesen in Düsseldorf. Wegen des Brennglas-Effekts sollte man beim Waldspaziergang keine Flaschen liegenlassen. Ein heißer Auspuff am Auto kann einen Feldbrand auslösen.

Volle Kanne: Die einen freuen sich über den heißen Sommer, andere ächzen nicht nur unter der Hitze, sondern machen sich auch wirtschaftliche Sorgen. Wer sind die Gewinner und Verlierer dieser Hitzeperiode?
Volker Angres: Für die Landwirte hat die Hitze dramatische Folgen. Sie haben Ernteausfälle von 30 Prozent und mehr zu verzeichnen. Das wirkt sich natürlich auf die Preise aus. Beim Getreide ist das für Verbraucher nicht so dramatisch, da der Preis über den Weltmarkt ausgehandelt wird. Landwirte hierzulande stehen jedoch vor ernsten Problemen.

Die Tiere leiden. Einige Viehbauern müssen bereits notschlachten, weil die Tiere nichts mehr zu fressen haben. Das PIK teilte mit, dass bestimmte Getreidepflanzen aufgrund des Temperaturanstiegs nicht mehr angebaut werden könnten. Für die Obstbauern ist das Wetter derzeit weniger ein Problem.

Volle Kanne: Der schleichende Klimawandel wird früher oder später auch Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben. Wieso?
Volker Angres: Das bislang wichtigste Kriterium für Immobilienmakler war die Lage eines Objekts. Das wird sich künftig ändern. Wichtiger werden Kriterien wie die Isolierung der Wohnung, Außen-Jalousien, die die Hitze abhalten, oder eine Klimaanlage. Auch bei der Städteplanung wird man umdenken müssen und mehr Grünflächen sowie offene Flächen schaffen, um Hitzestaus zu vermeiden.

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