Beim Karpaltunnelsyndrom ist ein bestimmter Nerv im Handgelenksbereich eingeengt. Der sogenannte Medianus-Nerv führt durch den Arm bis in die Hand und versorgt dort die Innenseiten von Daumen, Zeige-, Mittel- sowie die Hälfte des Ringfingers. Ist ein Bereich des Handgelenks – der so genannten Karpaltunnel – stärker als normal eingeengt, erhöht sich der Druck auf den Nerv und er kann geschädigt werden.
Typische Beschwerden sind Taubheit der Hände, Missempfindungen und Schmerzen. Die Beschwerden treten häufig beidseits auf. Bis zu zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung weisen diese Symptome auf. Frauen erkranken drei Mal häufiger als Männer – besonders Frauen zwischen 40 und 60 Jahren sind betroffen.
Wie kommt es zur Engstelle?
Was genau das Karpaltunnelsyndrom auslöst, ist häufig unklar. Neben einem anlagebedingten, möglicherweise erblichen Faktor kommen weitere Auslöser in Frage. So könnten zum Beispiel Wechseljahre oder eine Schwangerschaft beziehungsweise die einhergehenden hormonellen Veränderungen eine Erkrankung begünstigen.
Gleiches gilt für schwere körperliche Arbeit, lokale Schwellungszustände der Sehnenscheiden, Stoffwechselstörungen, Arthrose, Rheuma, Frakturen am Handgelenk, Sehnenscheidenverdickungen sowie diverse andere Erkrankungen.
Eindeutige Symptome
Typisches Symptom ist das Einschlafen der Hände besonders nachts beziehungsweise am Morgen, aber auch tagsüber bei bestimmten Handhaltungen (beispielsweise Radfahren, Telefonieren, Stricken). Zu den Missempfindungen in den Fingern kommen häufig Schmerzen, die bis in den Arm ausstrahlen können. Die Beschwerden werden verstärkt durch Überlastung der Hand, beispielsweise Gartenarbeit oder Renovieren der Wohnung.
Anfangs treten sie nur vorübergehend auf und verschwinden durch Lageänderung, „Ausschütteln“ der Hände oder kurze Massagen. Bei fortgeschrittenen Erkrankungen kann es zu bleibenden Gefühlsminderungen der Finger und einer Rückbildung der seitlichen Daumenballenmuskulatur kommen.
Diagnose mittels verschiedener Tests
Obwohl das Karpaltunnelsyndrom relativ einfach zu diagnostizieren ist, wird die Erkrankung oft fehlgedeutet. Ähnliche Beschwerden können nämlich auch bei einer Reizung der Nervenwurzel auftreten, zum Beispiel bei einem Bandscheibenschaden an der Halswirbelsäule. Mit neurologischen Untersuchungen lassen sich andere Erkrankungen jedoch ausschließen.
Neben einigen klinischen Tests, wie zum Beispiel dem Handbeuge- oder Phalen-Test, ist eine Untersuchung der elektrischen Nervenleitung erforderlich. Bei einer solchen Neurographie misst der Arzt die Nervenleitgeschwindigkeit im Karpaltunnel und kann somit den Ort und das Ausmaß einer möglichen Nervenschädigung zuverlässig feststellen. Um weitere Erkenntnisse über den Engpass im Karpaltunnel zu erhalten und mögliche Ursachen zu erkennen, kann eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll sein.
Eine Operation hilft fast immer
Bei anfänglichen, leichten Beschwerden können Patienten noch abwarten. Anhaltende Gefühlsstörungen nachts oder auch tagsüber machen jedoch eine Behandlung notwendig, da sonst bleibende Schäden eintreten könnten. Die wirksamste nicht-operative Therapie ist das Ruhigstellen des Handgelenks in der Nacht mit einer speziellen Unterarmschiene. Kortisonpräparate oder die Therapie mit Ultraschall helfen eher vorübergehend beziehungsweise sind wenig effektiv.
Die mit Abstand wirksamste Behandlung ist die Operation. Besonders in fortgeschrittenen Fällen ist sie sinnvoll und kann auch in hohem Patientenalter durchgeführt werden. Bei dem Eingriff, der entweder offen oder mittels Endoskop erfolgt, wird ein für die Handfunktion nicht benötigtes Band durchtrennt und der Nerv somit dauerhaft vom Druck befreit. Die Operation erfolgt in der Regel ambulant mit örtlicher Betäubung oder kurzer Narkose. Bereits am Folgetag können und sollen die Finger bis zur Faust bewegt werden.
Gute Prognose
Nach zwei bis drei Wochen ist die operierte Hand mit entsprechender Physiotherapie wieder für die meisten Tätigkeiten einsetzbar. Nach drei bis vier Wochen können die Patienten ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen, körperlich schwer arbeitende Menschen fallen etwas länger aus.
Sollten die Finger bereits vor der Operation anhaltend taub gewesen sein, kann die Taubheit noch mehrere Wochen bis Monate dauern, bis sich der Nerv vollständig erholt hat. In seltenen Fällen ist die Taubheit nicht mehr rückbildungsfähig, weil die Operation zu spät erfolgt ist.