Die Grundlage für das Hochwasser zu Jahresbeginn bereitete der überdurchschnittlich verregnete Dezember. Schon damals stiegen die Pegel der Flüsse in Nordrhein-Westfalen an. Hinzu kam laut Wetterdienst und Hochwasserzentrale das Tauwetter in der Schweiz und Baden-Württemberg. Dies habe großen Anteil an den steigenden Pegelständen gehabt. Dauerregen am Oberrhein und in den Vogesen trugen noch das Übrige dazu bei.
Die Stadt Köln ist oft von Hochwasser bedroht, weil das Flussbett des Rheins dort sehr eng ist. Zuletzt wurde die Innenstadt Kölns im Jahre 1995 überflutet. Seitdem stieg der Pegel nicht mehr über die für Köln kritische Neun-Meter-Marke. In Düsseldorf etwa, wo das Flussbett breiter ist als in Köln, steigt das Wasser hingegen langsamer.
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Polder als Lösung?
Bereits am Oberrhein in Deutschland liegen die Ursachen des zunehmenden Hochwassers. Seitdem dort im 20. Jahrhundert zehn Staustufen gebaut wurden, hat sich die Situation verschärft. Die Kraftwerke und die Kanalisierung des Rheins sorgen dafür, dass das Wasser inzwischen doppelt so schnell fließt wie vor 100 Jahren.
Was fehlt, sind sogenannte Polder – Rückhalteräume, die man gezielt fluten kann, um den Fluss bei Hochwasser zu entlasten. Solche Polder wären an einigen flachen Stellen entlang des Rheins denkbar, stoßen aber beispielsweise bei Landwirten auf Ablehnung. Auch die Rückverlegung von Deichen zu mehr Auenlandschaften könnte laut Experten eine Möglichkeit sein, die Gefahr von Hochwasser zu bannen, denn verzweigte Seitenarme verlangsamen den Fluss und bieten auch seltenen Tierarten einen Schutzraum. Allerdings kostet der Rückbau Millionen und muss politisch erwünscht sein.
Interessenskonflikte
„Die Grundproblematik ist der Interessenskonflikt um die Landnutzung. Eigentlich müsste man den Flüssen allen Raum geben, den sie bräuchten, dann wäre das alles kein Problem. Aber da sind natürlich noch andere Interessen“, summiert Volker Angres, Leiter der ZDF-Umweltredaktion, das Problem. Auch die Interessen der Städte oder Landwirte müssten berücksichtigt werden. Es sei schlicht nicht möglich, die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte rückgängig zu machen, da die Gelände nicht mehr zur Verfügung stünden. Zudem sei die Auseinandersetzung zwischen Kommunen und Landwirten oft schwierig, da für angemessene Entschädigungen entweder nicht ausreichend Geld vorhanden sei oder die Kommunen den Dialog scheuten, so Angres weiter.
„Man bräuchte außerdem eine bundesweite, wenn nicht sogar europaweite, Koordinierungsstelle, die Entscheidungen durchsetzt. Diese gibt es aber nicht“, erklärt Angres. Bis allein regionale Maßnahmen umgesetzt würden, vergingen teilweise Jahrzehnte. Noch immer seien zahlreiche örtliche Projekte von einem Umsetzungsstau betroffen. In den Niederlanden habe man einen radikalen Ansatz gewählt, so Angres: Dort habe man beispielsweise den Landwirten hohe Entschädigungen für die Überlassung von Gelände angeboten.
Mit Material von ZDF, dpa