Der 5G-Standard steht für die fünfte Mobilfunkgeneration und gilt als die Zukunft des mobilen Internets. Nach und nach soll die neue Technologie die mittlerweile neun Jahre alten 4G-Netze ablösen – doch momentan hakt es noch an allen Ecken und Enden. Selbst der Termin für die Versteigerung der Frequenzen könnte noch gekippt werden.
Geschwindigkeiten bis zu 10.000 Megabits pro Sekunde möglich
Computerexperte Marko Bagic kennt die Branche und weiß: „Natürlich soll 5G seinem Vorgänger 4G technisch und in Aspekten der Sicherheit haushoch überlegen sein“. Voraussichtlich am 19. März soll dazu die Frequenzvergabe der Bundesnetzagentur stattfinden. Erstmals bietet neben der Telekom, Telefónica (O2) und Vodafone auch Drillisch mit, besser bekannt als 1&1. Das Besondere am 5G-Standard: die rasante Datenübertragung. Um beispielsweise eine DVD mit vier Gigabyte Daten herunterzuladen, brauche man mit dem neuen 5G-Netz vier Sekunden. „Dagegen wirkt mein DSL-Anschluss mit einer Zeit von 15 Minuten für denselben Download fast steinzeitlich", so Bagic.
Während sich der Verbraucher heute noch mit einer Geschwindigkeit von höchstens 500 Mbits pro Sekunde begnügen muss, sollten in einigen Jahren Geschwindigkeiten von bis zu 10.000 Megabits in der Sekunde Standard sein.
Steuerung von Maschinen und Autos bald in Echtzeit?
Doch viel entscheidender sind andere Vorteile, findet Marko Bagic. So seien durch die schnelle Datenübertragung auch neue Möglichkeiten für die Steuerung von Maschinen innerhalb von Firmennetzen möglich. Südlich von Augsburg gibt es bereits eine Teststrecke, auf der Autos komplett selbstständig Produkte transportieren und auch untereinander kommunizieren. Auch in Berlin werden bereits Antennen getestet. Schon lange ist spürbar: Die Welt vernetzt sich immer stärker. Egal ob Roboter, Haushaltsgeräte oder Ampelanlagen – dank der kurzen Reaktionszeit von 5G soll bald alles in Echtzeit steuerbar werden.
Kein Wunder, dass die großen Mobilfunkanbieter hier ein Milliardengeschäft wittern. Doch den Netzbetreibern sind die Auflagen zu hoch: Die Bundesregierung setzt für die Versteigerung der Frequenzen voraus, dass jeder Betreiber 1000 5G-Basisstationen errichtet. Schon das sei unrealistisch, sagen die Netzbetreiber. Außerdem müssen die Unternehmen sicherstellen, dass 98 Prozent der Haushalte in jedem Bundesland mit 100 Mbits pro Sekunde surfen können – und das schon bis 2022.
Netzbetreiber fühlen sich ungerecht behandelt
Bevor also die „Kür“ kommt, muss die „Pflicht“ erfüllt und Funklöcher geschlossen werden. Bundesstraßen und die wichtigsten Schienenwege müssen ebenfalls ans Netz kommen. Doch die flächenmäßige Abdeckung mit 5G, die der Bund sich zum Ziel gesetzt hat, ist nicht einfach umzusetzen. Marko Bagic: „Wir bräuchten mehr als hunderttausende Sendemasten deutschlandweit.“
Auf Telekom, O2, Vodafone und 1&1 kommen also hohe Kosten zu. Umso größer der Unmut darüber, dass sie ihre eigens errichteten Netze mit kleineren Anbietern teilen müssen. Die Bundesnetzagentur fungiert dabei als Schiedsrichter und kann eingreifen, wenn sich zwei Anbieter nicht einigen können. Im Endeffekt könnten die kleineren Anbieter dann einen verhältnismäßig günstigen Zugang zum 5G-Netz bekommen – obwohl die Platzhirsche mehrere Milliarden Euro investiert haben. Ungerecht, finden die Netzbetreiber. Und klagen momentan gegen die Auflagen der Bundesnetzagentur. Gut möglich also, dass am 19. März erst einmal gar nichts passiert.
Mit Material von ZDF und dpa