Eine Hausstaubmilbenallergie ist die zweithäufigste Allergie in Deutschland. Verursacher sind die nur 0,4 Millimeter großen Spinnentiere. Atmet man bestimmte Eiweiße ihres Kots ein, verursachen sie bei Allergikern heuschnupfenartige Symptome. Dazu gehören laufende oder verstopfte Nase, juckende, tränende und gerötete Augen sowie in schweren Fällen auch Husten, Atembeschwerden oder ein Engegefühl in der Brust.
Kleine Ursache, große Wirkung
Die Beschwerden treten vor allem morgens oder während der Nacht auf, weil während der Schlafenszeit die Allergenbelastung am größten ist. Milben fühlen sich in der Matratze besonders wohl. Hier finden sie optimale Lebensbedingungen: Es ist warm und feucht. Außerdem: Milben ernähren sich von menschlichen Hautschuppen, die wir vor allem während des Schlafs im Bett verlieren. Jeden Tag sind das bis zu 1,5 Gramm Hautschuppen.
Diese Menge reicht aus, um gut eine Million Milben zu ernähren. Davon produziert jede einzelne Milbe bis zu 20 Kotkügelchen am Tag - und genau die machen das Problem. Wir reagieren nicht auf Milben allergisch, sondern auf ihre Ausscheidungen. Von der Matratze aus können sich die Milbenpartikel dann im ganzen Haus verteilen. Wichtig zu wissen: Hausstaubmilben kommen in jedem Haushalt vor, egal, wie gut man reinigt.
Die Diagnose
Eine Hausstauballergie kann vom Allergologen mithilfe des sogenannten Prick-Tests diagnostiziert werden. Dabei werden unterschiedliche Allergene auf die Haut getropft. Tritt eine Reaktion auf, weist dies auf eine Allergie hin. Eine Blutuntersuchung kann zudem die Menge der Antikörper gegen Hausstaubmilben nachweisen.
Auch ein Provokationstest ist möglich. Dann werden Allergene direkt auf die Nasenschleimhaut aufgesprüht. Umgehend treten Symptome wie Niesen und Augentränen auf.
Wie sollte man behandeln?
Einige Medikamente können das Auftreten der Beschwerden lindern. Viele bekommt man rezeptfrei in der Apotheke. Dazu gehören auch Antihistaminika. Sie hemmen die Ausschüttung von Histamin, das für allergische Reaktionen verantwortlich ist. Sogenannte Glukokortikoide (Cortison) wirken entzündlichen Prozessen entgegen und können zum Beispiel auch Juckreiz stillen. Abschwellende Nasentropfen oder Nasensprays machen die Nase frei. Allerdings dürfen sie nicht zu lange angewendet werden, weil sich sonst die Schleimhaut daran gewöhnt.
Reichen diese Maßnahmen nicht aus, kommt die Hyposensibilisierung (oder spezifische Immuntherapie) als Behandlungsmethode infrage. Dabei werden immer größere Mengen des Allergens vom Arzt unter die Haut gespritzt. Der Körper soll sich so allmählich an das Allergen gewöhnen. Die Therapie ist allerdings langwierig, in der Regel dauert sie drei Jahre, und sie schlägt nicht bei jedem an. Hinzu kommt, dass allergische Reaktionen auftreten können. In der Regel wird die Behandlung von den Krankenkassen übernommen.
Helfen Antimilben-Mittel?
Es gibt verschiedene Wege, um Milben zu bekämpfen. Eine Möglichkeit sind Antimilbensprays, die mithilfe eines pflanzlichen Wirkstoffs bei Kontakt die Nervenzellen der Milben angreifen und schließlich abtöten sollen. Ein Ultraschallgerät sendet Wellen aus. Damit sollen die Fortpflanzungsorgane der Milben geschädigt werden, um Vermehrung einzudämmen. Encasings schließlich sind spezielle Überzüge, die sehr dicht sind und das Eindringen von Wasserdampf, Hautschuppen und Milben verhindern sollen.
Wer außerdem täglich feucht Staub wischt, regelmäßig saugt, den Boden feucht wischt und lüftet, soll den Milbenbestand deutlich reduzieren können.
Die Einschätzung eines Experten
Diplom-Biologe Armin Schuster vom Institut für Wohnmedizin und Innenraumhygiene der Uni Freiburg macht für eine Eindämmung der Milben vor allem tägliches Lüften und Reinigen verantwortlich. Auch die Encasings hält er für geeignet. Diese müssen jedoch auch regelmäßig gewaschen werden. Wichtig ist, dass die Encasings Matratze und Bettzeug von allen Seiten umschließen und keine Seite frei lassen. Außerdem sollten die Poren nicht größer als 0,5 µm sein und die Nähte verschweißt. Encasings können in Apotheken, Sanitätshäusern oder im Internet bestellt werden. Wenn eine Hausstaub-Allergie vom Arzt attestiert wurde, übernimmt die Krankenkasse meist die Kosten.
Armin Schuster hält Milbensprays für unwirksam. Sie dringen nicht tief genug in die Matratze ein und können zudem weitere Allergene beinhalten. Für die Wirkung eines Ultraschallgeräts gibt es nach Expertenmeinung keinen Beleg. Zudem ist das Licht sehr hell und kann dadurch den Schlaf stören.
Allgemeine Maßnahmen
Im Winter ist es wichtig, genug zu heizen. Dadurch wird die Luftfeuchte niedrig gehalten, was den Milben schadet. Denselben Effekt hat häufiges Lüften. Lange Zeit galten Teppiche und Gardinen im Schlafzimmer als weitere Quellen für Hausstaubmilben. Dies gilt heute nicht mehr, vorausgesetzt, sie werden regelmäßig gereinigt. Ein kleiner, kurzfloriger Teppich kann sogar von Vorteil sein, weil er den Staub bindet und damit das Verteilen der Allergene im Wohnraum verhindert. Ein Langflorteppich ist jedoch schwer zu reinigen. Wenn er sehr alt ist, kann er voller Milbenpartikel sein, die man so gut wie nicht mehr entfernen kann.
Wichtig ist auch, dass das Bett unterlüftet wird, also frei steht. Wenn unter der Matratze ein Bettkasten mit Bettzeug ist, staut sich hier die Wärme, die Milben fühlen sich noch wohler. Da sich auch in einem Stoff-Sofa, auf dem man lange sitzt oder liegt, Milben ansiedeln können, ist ein Ledersofa besser. Zudem lässt es sich leichter reinigen. Für Allergiker ist auch ein Staubsauger mit HEPA-Filter zu empfehlen. Er sorgt dafür, dass auch kleinste Staubpartikel im Beutel gefangen bleiben und nicht in der Wohnung verteilt werden. Wichtig, es gibt unterschiedliche Klassen von Hepa-Filtern (E10-E14). Je höher die Zahl hinter dem E ist, desto effektiver ist der Sauger.
Eine gute Lösung ist auch ein Wasserbett. In die Wassermatratze können keine Hautschuppen fallen, Milben erhalten keine Nahrung. Hinzu kommt, ein Wasserbett lässt sich sehr gut reinigen und durch die integrierte Heizung trocknen Bettbezüge über Tag aus.