Pflanzenexperte Elmar Mai erklärt, warum sich Kamelien in Wintergärten wohler fühlen als in Wohnzimmern – und wie sie gut in Töpfen gedeihen.
Die wohl älteste und größte Kamelie Deutschlands steht im sächsischen Pillnitz – sie ist rund 230 Jahre alt und bei einem Kronendurchmesser von fast elf Metern gut achteinhalb Meter hoch. Ihre Blüten, mehrere Zehntausend, sind glockenförmig und karminrot.
Kamelien seien grundsätzlich sehr vielgestaltig, sagt Pflanzenexperte Elmar Mai: „Die zahlreichen Sorten unterscheiden sich vor allem in den Blüten; in deren Größe, Form und Farbe.“ So gebe es allerlei Schattierungen „von Weiß über Rosa- und Rottöne bis zum tiefsten Blutrot“. Um sicherstellen, dass die Farbe und die Form gefällt, rät Elmar Mai dazu, Kamelien immer während der Blütezeit zu kaufen, die sich, je nach Sorte, vom Frühling bis in den Herbst erstrecke.
Weit über hundert Jahre alt
Außerdem sollte man den Standort sorgfältig wählen: „Kamelien sind keine Zimmerpflanzen. Im geheizten Raum überleben sie bestenfalls vier Wochen. Stehen sie allerdings im kalten Wintergarten, dann werden sie nicht selten weit über hundert Jahre alt.“ Auch draußen würden sie normalerweise gut gedeihen: „Bei sorgfältiger Pflege und an einem geschützten Standort können einige robuste Sorten fast das ganze Jahr über draußen gehalten werden – von der Dauerfrostperiode einmal abgesehen.“ Der ideale Standort für Freilandkamelien sei „eine geschützte Ecke in unmittelbarer Hausnähe“.
Gärten oder Beete seien für Kamelien keine Bedingung, da sie auch gut als Topfpflanzen geeignet seien: „Dann benötigt man nur einen kleinen Balkon, ein Treppenhaus, eine Außentreppe oder Ähnliches.“ Der Topf sollte über einen Wasserabfluss verfügen, damit keine Staunässe entstehe. Außerdem sollte er im Verhältnis zum Wurzelballen nicht zu groß sein, da Kamelien zunächst ihre ganze Kraft in die Bildung neuer Wurzeln stecken würden. „Gegossen wird ausschließlich mit Regenwasser, denn Kamelien reagieren sehr empfindlich auf Kalk.“
Spezielle Erdmischungen
Auch die Ansprüche der Kamelien an die Erde seien speziell: „Je nach Beschaffenheit sollte man den Boden mit Laubkompost, Torf, Nadelerde oder Rindenkompost vermischen, um den pH-Wert zu senken; und schwere Böden sollte man zusätzlich mit Sand versetzen, um die Durchlässigkeit zu verbessern.“ Wem das zu aufwendig sei, der könne aber auch fertige Erdmischungen, die auf die Bedürfnisse von Kamelien zugeschnitten sind, kaufen. Beim Einpflanzen sei der Topf zunächst teilweise mit Erde zu füllen, dann sei die Kamelie mit vorher vorsichtig gelockerten Wurzeln einzusetzen und der Topf schließlich mit Erde aufzufüllen. Prinzipiell könne man Kamelien das ganze Jahr über pflanzen, ideal seien aber die Monate April oder Oktober.
Beim Düngen rät Elmar Mai zur Zurückhaltung: „Jahr für Jahr sterben mehr Kamelien an Überdüngung als aus allen anderen Gründen. Gedüngt wird nur in der ersten Jahreshälfte mir der halben Konzentration eines Rhododendrondüngers.“
Langwierige Vermehrung
„Schwache, kranke oder sich kreuzende Triebe“ von Kamelien sollte man entfernen, empfiehlt Elmar Mai. Bei kompakt wachsenden Sorten sei es zudem von Vorteil sie innen auszulichten, „um Licht und Luft an die Pflanze zu bringen“. Beschnitten werden sollten Kamelien am Ende ihrer Blühsaison: „Dann heilen die Schnittstellen am besten. Die Schnittstelle sollte zwei Zentimeter über einem Blattansatz liegen. Zwei Knospen oder Blattansätze sollten auf jeden Fall stehen bleiben.“ Dann könne die Kamelie sich neu verzweigen und Blütenknospen ansetzen.
Die Vermehrung von Kamelien sei leicht aus Kopfstecklingen möglich, sagt Elmar Mai: „Triebspitzen mit drei verbleibenden Blättern sind ideal. Die Bewurzelung erfolgt nur bei genügend Bodenwärme und bei hoher Luftfeuchtigkeit.“ Deshalb sei für die Vermehrung ein Gewächshaus optimal. Aber auch dann brauche man Geduld: „Die Weiterkultur der Stecklinge ist langwierig. Der Zuwachs dauert drei bis vier Jahre, bis sich zum ersten Mal Blüten bilden.“ Und bei Sämlingen müsse man noch länger warten: „Erst im Frühjahr des vierten Jahres können die Jungpflanzen endgültig ins Freie gesetzt werden, vorher ist die Winterhärte nicht gewährleistet.“