Deutschland ist Europameister im Schweine mästen: Etwa 54 Millionen Schweine werden hierzulande jedes Jahr geschlachtet. Jedes zweite Schwein kommt aus Niedersachsen, vor allem aus der Region um Oldenburg, sie wird deshalb auch Schweinegürtel genannt.
In Umfragen zeigen sich die meisten Verbraucher tierlieb, dennoch greifen sie im Supermarkt zu Billigfleisch. Dieser Widerspruch lasse sich recht einfach erklären, sagt Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Zum einen lieben die Verbraucher günstige Lebensmittel und finden es in Ordnung, ein Schnäppchen zu machen. Zum anderen, so der Verbraucherschützer, werde das gesamte Fleischangebot vollmundig als artgerecht und qualitativ hochwertig beworben. „Tierschutz, Umweltschutz oder besonderen Geschmack kann man für den niedrigen Preis nicht erwarten, das aber können Verbraucher bei den idealisierten Abbildungen und schönen Werbeversprechen kaum erkennen“, erklärt Burdick.
Mindeststandards zu niedrig
Die auf den Fleischverpackungen abgebildeten grünen Weiden oder Bauernhöfe haben mit der Realität der Tierzucht nichts zu tun. „Bei der Intensiv-Tierhaltung haben die Tiere zu wenig Raum, kaum Beschäftigungsmöglichkeiten, keinen Auslauf, kein Stroh. Viele Tiere erkranken, häufig zeigen sich Lungen- oder Herzbefunde und Gelenkprobleme, dabei sind die Tiere erst im Kindergartenalter“, skizziert Bernhard Burdick.
Fast alle Schweine werden so gehalten, ergänzt er. Eine Produktion, die deutlich oberhalb des gesetzlichen Mindeststandards liegt, sei die große Ausnahme und finde leider nur in kleinen Nischen statt. „Wenn man sich das Tierschutzgesetz ansieht, ist der gesetzliche Mindeststandard meiner Meinung nach nicht wirklich tiergerecht. Die Tiere können ihr arteigenes Verhalten keinesfalls ausleben“, kritisiert Burdick. Schweine seien neugierig und verspielt, verspürten den Drang zu wühlen – auf Betonspaltenböden unmöglich. „Damit sich Schweine aus lauter Langeweile und aufgrund der im Stall vorherrschenden Enge nicht gegenseitig beißen, werden ihnen die Schwänze kupiert. Männliche Ferkel werden in den ersten Lebenstagen betäubungslos kastriert. Tiere werden der Haltung angepasst, statt die Haltung den Bedürfnissen der Tiere anzupassen.“
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Siegel für verbesserte Haltungsbedingungen
Der Verbraucherschützer plädiert dafür, beim Einkauf darauf zu achten, Fleisch aus weniger intensiver Tierhaltung mit besseren Haltungsbedingungen zu kaufen. Fleisch, das unter diesen verbesserten Bedingungen erzeugt wurde, ist mit verschiedenen Siegeln gekennzeichnet. Dazu zählt er zum Beispiel das Bio-Siegel, Neuland-Siegel, das Siegel des deutschen Tierschutzbundes oder der Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung, das es in mehreren Abstufungen gibt.
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Fleischkonsum einschränken
Außerdem mahnt der Verbraucherschützer an, die Essgewohnheiten in puncto Fleischverzehr zu ändern: „Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt aus gesundheitlichen Gründen den Pro-Kopf-Fleisch-Konsum zu halbieren. Das heißt, statt derzeit rund 1,2 Kilogramm sollten nur 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche verzehrt werden.“
Halb so viel Fleisch, dafür aber doppelt so viel ausgeben, das sei gut für die eigene Gesundheit, für die Tiere und die Umwelt und helfe jenen Landwirten, die es besser machen wollen, ergänzt Bernhard Burdick. „Also, zurück zum Sonntagsbraten mit Genuss und gutem Gewissen!“
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