Bei neurologischen Ausfällen wie unkontrollierten Finger- und Augenlidzuckungen, kombiniert mit Beschwerden wie Schwindel, Benommenheit, Kopfschmerzen und Kribbeln in den Gliedmaßen, werden zur Diagnostik in der Regel ein CT oder ein MRT des Kopfes erstellt. Durch die Aufnahmen können Hinweise auf Veränderungen im Gehirn erkannt werden.
Liegt eine Auffälligkeit vor, beginnt die Differentialdiagnose, also die Suche nach möglichen Ursachen. So kann hinter der Auffälligkeit auf dem CT- oder MRT-Bild ein im Gehirn gewachsener Tumor stecken, entweder ein langsam wachsender, gutartiger Tumor oder ein schnell wachsender, bösartiger Tumor, beispielsweise ein Glioblastom. Eine andere Möglichkeit ist eine Metastase, die ein bösartiger Tumor gestreut hat. Nur in sehr seltenen Fällen handelt es sich bei der sichtbaren Veränderung um einen Abszess.
Wenn es ein Abszess ist…
Bei einem Abszess handelt es sich um eine Eiteransammlung. Solch eine abgekapselte Infektion kann fast überall auf und im Körper entstehen – auf der Haut, im Bauchraum, in der Leber und eben im Gehirn. Keime, zum Beispiel aus entzündeten Zahntaschen, können in die Blutbahn geraten und werden so im Körper verteilt. Sie verstopfen kleine Gefäße, sammeln sich und kapseln sich schließlich ab.
Bei einem solchen Abszess droht eine Blutvergiftung (Sepsis), denn wenn der mit Eiter gefüllte Hohlraum platzt, wird der Körper von Erregern überschwemmt. Ein Abszess im Gehirn ist zudem besonders gefährlich, denn wenn dieser aufbricht, wird das Gehirn – die neurologische Schaltzentrale - von Keimen überschwemmt. Es drohen sehr schwere neurologische Ausfälle, Gehirnentzündung, bis hin zum Tod.
Eingriff bei Bewusstsein
Bei unklarer Diagnose bringt nur die Operation und eine damit oft verbundene Biopsie Klarheit, ob es sich um einen Tumor oder um einen Abszess handelt. Liegt die Veränderung in einem sensiblen Gehirnbereich mit wichtigen Funktionen, besteht die Möglichkeit der Wach-OP mit Funktionskontrolle. Solch eine Funktionskontrolle, wenn etwa das Sprachzentrum bedroht ist, kann genutzt werden, um den betroffenen Bereich möglichst exakt zu bestimmen. Dafür wird während der Operation ein Stimulator genutzt, das bedeutet mit kleinen Stromeinheiten werden ausgewählte Gehirnbereiche funktionell und kurzfristig betäubt. So kann geprüft werden, was passieren würde, wenn man diese Bereiche entfernen würde.
Beispiele: Der Patient muss zur Kontrolle sprechen, um das Sprachzentrum genau zu lokalisieren. Oder er singt, um die Gesangsleistung zu erhalten. So kann maximal funktionserhaltend operiert werden. Noch während der Operation wird das entfernte Gewebe histologisch und mikrobiologisch untersucht. Dies erfolgt zur Feststellung, ob es sich um Tumorgewebe handelt oder ob Bakterien hinter dem krankhaften Prozess stecken.
Nach der OP
Die Behandlungswege bei Tumorpatienten sind vielfältig, oft folgt auf die Operation noch eine Bestrahlung oder Chemotherapie. Beim Abszess gilt der Patient nach Entfernung desselben als geheilt, sofern nicht bei der Operation Hirnbereiche geschädigt wurden. Natürlich muss sich der Körper von dem Eingriff erholen, die Narbe am Kopf braucht eine gewisse Zeit, um zu heilen und der Patient muss zur Kontrolluntersuchung, bei der erneut radiologische Aufnahmen des Gehirns gemacht werden. Auch wird geprüft, ob die Operation neurologische Folgeschäden nach sich gezogen hat. Doch ist die Prognose bei einem entfernten Abszess deutlich besser als bei einem Gehirntumor.