In der Nacht zu Dienstag verkündete die Germania das Aus. Die Insolvenz begründete das Unternehmen mit massiv gestiegenen Kerosinpreisen. In Deutschland bediente die Airline auch kleinere Flughäfen wie Erfurt, Bremen, Dresden oder Münster/Osnabrück. Neben den klassischen Urlaubsregionen wie die Kanaren oder Balearen steuerte die Germania auch exotischere Zielen wie Erbil, Teheran oder Beirut an.
60.000 Reisende sollen alleine in den nächsten zwei Wochen betroffen sein – wer sein Ticket direkt bei der Germania gekauft hat, bleibt vermutlich auf den Kosten sitzen. Die Zukunft der knapp 1700 Mitarbeiter ist ungewiss.
Weitere Konsolidierung erwartet
Einerseits sind 2018 so viele Menschen von Deutschland aus geflogen wie noch nie, gleichzeitig ist der Markt hart umkämpft. „Es gibt derzeit Überkapazitäten, die Airlines führen einen beinharten Kampf um Marktanteile und kalkulieren mit extrem spitzem Bleistift. Wenn dann die Kalkulation durcheinander gerät, weil beispielsweise gehäuft Verspätungen auftreten, Flugzeuge zu spät geliefert werden oder die Treibstoffpreise sprunghaft nach oben gehen, wird es für Gesellschaften mit dünner Kapitaldecke knapp“, erklärt Luftfahrtexperte Volker Thomalla.
Nach seiner Einschätzung wird es noch weitere Fluggesellschaften treffen. Er prognostiziert: „Es wird eine weitere Konsolidierung bei den Fluggesellschaften geben. Das muss nicht immer in Form einer Insolvenz geschehen, das kann auch durch eine Fusion mit einer größeren Gesellschaft passieren. Der Brexit könnte diesen Prozess in Europa beschleunigen.“ Dazu passt, dass am Donnerstag der britische Reisekonzern Thomas Cook verlauten ließ, man prüfe den Verkauf seiner gut 100 Maschinen großen Flotte, zu der auch die deutsche Condor gehört.
Ungewisse Zukunft
Die rund 1700 Mitarbeiter der Germania erhalten nach Angaben des Insolvenzverwalters bis Ende März ihre Gehälter aus dem Insolvenzgeld. Sie müssen sich auf jeden Fall einen neuen Job suchen - besonders bitter für diejenigen, die zuvor erst von der Air Berlin zur Germania gewechselt waren.
Ebenfalls massiv betroffen von der Germania-Pleite sind regionale Flughäfen wie Rostock, Erfurt oder Münster/Osnabrück. „Germania hat in Rostock rund 50 Prozent des Verkehrs abgewickelt, in Münster/Osnabrück etwas mehr als ein Viertel. Diese Lücken lassen sich zum Sommerflugplan, der Ende März beginnt, nicht vollständig schließen“, so Thomalla.
Konsequenzen für die Verbraucher
Der Luftverkehrsexperte geht davon aus, dass einige attraktive Strecken von Wettbewerbern übernommen werden. Doch gerade die Nischenstrecken, die Germania bedient habe – wie Pristina, Beirut und Tel Aviv – dürften den Wettbewerbern zu risikoreich oder zu unattraktiv sein. Auch bei den Ticketpreisen sieht Thomalla die Auswirkungen je nach Zielgebiet unterschiedlich: „Auf den Rennstrecken zu den Warmwasserzielen rund ums Mittelmeer ist aufgrund der Konkurrenzsituation nicht mit höheren Ticketpreisen zu rechnen, auf allen anderen Strecken, die Germania alleine oder nur mit einem einzigen Wettbewerber bedient hat, wird es höhere Preise geben.“