Mehr als 450.000 Jugendliche haben einer Studie der Krankenkasse DAK zufolge wegen Computerspielen emotionale Probleme. Das liege daran, dass das Computerspiel für viele auch zum Glückspiel werde, sagte der Vorstandsvorsitzende der DAK-Gesundheit, Andreas Storm. So führten sogenannte In-Game-Käufe dazu, dass Spieler ihr Taschengeld in vermeintlich kostenlose Spiele steckten, weil sie mit einigen Extras ihre Chancen steigern wollten.
Anlass der DAK-Studie war den Angaben zufolge die zunehmende Beliebtheit von Spielen wie Fortnite, FIFA oder Minecraft bei Millionen von Kindern und Jugendlichen. In Deutschland gaben 72,5 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren bei einer Forsa-Befragung an, mindestens einmal wöchentlich Computerspiele zu spielen. Zwei Drittel davon seien Jungen. Durchschnittlich spielten die Jugendlichen täglich zwei Stunden und 17 Minuten unter der Woche und drei Stunden und 33 Minuten am Wochenende.
Gut 15 Prozent der regelmäßigen Computerspieler, somit gut 450.000, zeigen laut Studie ein Suchtverhalten - die meisten davon sind Jungen. Dies führe zu Fehlzeiten in der Schule, Gereiztheit, Konzentrationsproblemen und Ärger in der Familie. Mehr als die Hälfte der regelmäßigen Spieler habe im Zeitraum von sechs Monaten Geld für die Anschaffung von Spielen oder für Extras ausgegeben - im Durchschnitt seien das gut 110 Euro gewesen.
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Als Krankheitsbild anerkannt
Bevor die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Computerspielsucht 2018 als offiziell anerkanntes Krankheitsbild in ihren Klassifizierungskatalog für Erkrankungen aufnahm, wurde Computerspielsucht allgemein als eine Störung der Impulskontrolle diagnostiziert. Die WHO-Klassifizierung soll Klarheit für die Betroffenen schaffen. Verschiedene Kriterien müssen gleichzeitig über einen Zeitraum von zwölf Monaten erfüllt sein. Die Anerkennung als Krankheit durch die WHO kann die Diagnose vereinheitlichen und zu einer besseren therapeutischen Versorgung führen.
Durch die Festschreibung der sogenannten "Gaming Disorder" im Klassifizierungskatalog muss die diagnostizierte Erkrankung behandelt werden, zuvor war dies nicht eindeutig festgelegt und die Kostenübernahme durch Rententräger und Krankenversicherungen nur auf Umwegen gegeben. Experten hoffen, dass dies auch dazu führt, dass das Angebot an Therapieplätzen ausgebaut wird und die Anzahl der Beratungsstellen zunimmt, da auch Präventionsmaßnahmen als wichtiger eingestuft werden können.
Symptome müssen erkannt werden
Allgemeine Kriterien, die Suchtverhalten charakterisieren, sprechen ebenso für die Computerspielsucht: Es werden Symptome einer psychischen Abhängigkeit deutlich. Zum einen wird Suchtverhalten trotz negativer Konsequenzen weitergeführt. Ist das Computerspiel mal nicht verfügbar, entsteht ein klinisch relevanter Leidensdruck. Es kommt zu Entzugserscheinungen wie Gereiztheit, Unruhe und Angst. Häufig findet sozialer Rückzug statt, eine Vernachlässigung von Beruf und Hobbys tritt ein.
Stattdessen sind die Gedanken des Betroffenen eingenommen von der virtuellen Welt. Es entsteht eine Toleranzentwicklung der betroffenen Person bezüglich der zunehmenden Spielzeit. Das Spiel zu begrenzen oder zu beenden fällt immer schwerer, ein Kontrollverlust tritt ein. Dazu kann ein Verleugnen des Suchtverhaltens kommen. Das Ausmaß des Spielverhaltens wird anderen gegenüber verschwiegen oder gezielt verheimlicht.Gerechtfertigtes Krankheitsbild oder Zuwachs für die Kartei?
Kritiker argumentieren, es gäbe bislang keine ausreichenden Studien, die belegen, dass die Computerspielsucht tatsächlich eine eigenständige Verhaltensstörung ist. Sie sehen darin vielmehr eine Bewältigungsstrategie im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen wie einer Depression. Computerspiele können natürlich als Ventil herhalten, um negativen Gefühlen zu entgehen.
Nichtsdestotrotz kann sich die Gaming Disorder im Katalog hinter der Gambling Disorder einreihen. Diese Krankheit, die Glücksspielsucht, ist nämlich schon lange durch die WHO anerkannt. Und betrachtet man das Ausmaß der Betroffenen, sind bis zu drei Prozent unter jungen Menschen eine beträchtliche Zahl, die durchaus ein eigenes Krankheitsbild rechtfertigen kann.
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Was kann man zur Prävention tun?
Um nicht dem Sog in die digitale Welt oder gar einer Computerspielsucht zum Opfer zu werden, ist es wichtig, Anreizen in der analogen Welt nachzugehen. Dazu zählen Hobbys, Freizeitaktivitäten, ein sicheres, soziales Umfeld und erfüllende berufliche Aufgaben. Wichtig ist, dass man sich in der realen Welt wohlfühlt.
Und es geht darum, Auslöser frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Depressionen, die häufig in Zusammenhang mit Gaming Disorder auftreten, sollten ernst genommen und frühzeitig behandelt werden.Mit Material von ZDF, epd
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