„Frühjahrsmüdigkeit“ ist keine medizinisch anerkannte Diagnose, doch angeblich leidet ein Drittel der Bevölkerung darunter. Sie berichten von Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Gereiztheit und Antriebslosigkeit. Frühjahrsmüdigkeit gibt es nur in der deutschen Sprache als Begriff, ob es deshalb auch ausschließlich ein deutsches Phänomen ist, ist bisher noch nicht geklärt.
Melatonin gegen Serotonin
Frühjahrsmüdigkeit ist vor allem eine Anpassungsschwierigkeit, die der klimatische Wechsel verursacht. Die Wärme weitet die Gefäße und der Blutdruck fällt ab. Neben dem Blutdruck spielt auch der Melatoningehalt im Körper eine Rolle. Im Winter ist der Organismus gezwungen, mit wenig Licht auszukommen. Das bedeutet für den Körper, dass er mehr Melatonin produziert. Dieses Hormon wirkt schlaffördernd.
Licht wiederum regt den Körper zur Produktion eines anderen Hormons an: Serotonin. Die Substanz wird oft als das Gute-Laune-Hormon beschrieben. Fällt Tageslicht auf die Netzhaut des Auges, kurbelt die Hirnanhangsdrüse die Serotonin-Produktion an. Etwa 2500 Lux Lichtstärke sind nötig für den Frühlingskick. Ein heller Frühlingstag leuchtet mit 10.000 Lux! Aber: Die Bildung der Hormone ist anstrengend für den Körper und macht zunächst müde.
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Und was hilft?
Müdigkeit mit Schlaf und Entspannung zu bekämpfen – klingt logisch, ist aber ein Irrtum. Es gilt, was der Volksmund sagt: „Wer rastet, der rostet“. Gegen die Frühjahrsmüdigkeit gibt es keine Medizin – dafür einfache Maßnahmen, die jeder selbst schnell umsetzten kann. Besonders bewährt hat sich viel Bewegung an der frischen Luft bei Licht. Der Sauerstoff vertreibt im Gehirn die Müdigkeit, die frische Luft stärkt zudem Herz, Kreislauf und unterstützt das Immunsystem. Das Licht regt den Körper zur Bildung des Gute-Laune-Hormons Serotonin an.
Obst und Gemüse versorgen den Körper mit Vitaminen und Mineralstoffen und helfen ihm dabei wieder auf Touren zu kommen. Serotonin wird aus dem Eiweißbaustein Tryptophan und Kohlenhydraten gebildet. Die Bildung des Serotonins kann durch den Verzehr tryptophanhaltiger Lebensmittel wie Ananas, Trauben und Bananen unterstützt werden. Neben den tryptophanhaltigen Lebensmitteln sollte man reichlich Vollkornbrot und Vollkornprodukte essen. Außerdem können Sauna und Wechselduschen dem Körper helfen, die Anpassungsschwierigkeiten zu überwinden.
Wann zum Arzt?
Normalerweise ist nach einigen Wochen mit der Frühjahrsmüdigkeit Schluss. Treten die Symptome weiterhin auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Der checkt ab, dass keine Krankheit, wie zum Beispiel eine Depression, hinter den Beschwerden steckt. Frühjahrsmüdigkeit kann ganz schön lästig sein, doch mit viel Bewegung im Tageslicht lassen sich die Symptome schnell lindern. Und schon bald darauf kann man den Frühling mit allen Facetten in vollen Zügen genießen.