Die meisten Zecken werden bei Temperaturen ab etwa zehn Grad Celsius aktiv. Entgegen mancher Behauptungen lassen sie sich nicht von Bäumen auf den Menschen fallen, sondern sitzen in Büschen und Gräsern bis einem Meter Höhe. Dort warten sie auf ihre Blutwirte, werden von ihnen abgestreift und stechen sich in der Haut fest. Gefürchtet sind Zeckenstiche wegen der Krankheitserreger, mit denen die Blutsauger infiziert sein können.
Borreliose und FSME
Am häufigsten wird die von Bakterien verursachte Borreliose übertragen, die Nervensysteme und Gelenke schädigen kann. Treten binnen vier Wochen grippeähnliche Symptome, Fieber, Lymphknotenschwellungen oder die sogenannte Wanderröte auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Wenn eine Borreliose rechtzeitig diagnostiziert wird, kann sie gut mit Antibiotika behandelt werden. Unbehandelt kann sie schwere Krankheitsbilder auslösen, bei der auch das Gehirn und das Nervensystem geschädigt werden.
Seltener als die bakteriell bedingte Borreliose ist die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Diese gefährliche Erkrankung kann durch eine infizierte Zecke wie auch die Borreliose zu jeder Jahreszeit übertragen werden. Die FSME-Viren tragen die Zecken in ihren Speicheldrüsen, sodass es beim Stich sofort zu einer Infektion kommen kann. Anders bei den Borrelien – bis sie von der Zecke in den Wirt wandern, kann es einige Stunden dauern. Daher hilft schnelles Entfernen der Zecke, vor Borreliose zu schützen – nicht aber vor FSME.
Wo gibt es infizierte Zecken?
Zecken, die Borrelien übertragen, kommen in ganz Deutschland vor – je nach Region trägt bis zu ein Drittel der Zecken die Erreger in sich. Die Erreger werden aber erst übertragen, wenn die Zecke bereits einige Stunden Blut saugt. Nur ein sehr kleiner Teil der Infizierten von rund einem Prozent entwickelt Krankheitssymptome.
Zecken, die das FSME-Virus übertragen, kamen bislang hauptsächlich in südlicheren Regionen Deutschlands vor. Einige Forscher sehen jetzt Hinweise auf eine Ausbreitung der tückischen Krankheit FSME in den Norden Deutschlands. Zwar traten die weitaus meisten Erkrankungsfälle (85 Prozent) im Jahr 2017 in Süddeutschland auf, jedoch habe es in letzter Zeit in einigen Regionen Deutschlands Einzelfälle von FSME gegeben, in denen die Krankheit vorher nicht bekannt war. Allerdings könne man jetzt noch nicht vorhersagen, ob sich die Krankheit in all diesen Regionen nachhaltig etablieren wird, so das Robert Koch-Institut (RKI).
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Die Entwicklung bleibe aber Experten zufolge regional sehr unterschiedlich: So sei die Zahl der FSME-Infektionen 2017 etwa in Unterfranken stark zurückgegangen, in der Alpenregion in einigen Tälern hingegen deutlich nach oben gegangen. Ein Grund dafür könne das Wetter sein: Auf eine Kältewelle im Sommer folgten zwei Wochen später wärmere Temperaturen und wiederum zwei Wochen später wurde ein großer Krankheitsausbruch registriert. Offenbar habe es die Menschen nach der Kälte ins Freie gezogen - und das genau in der jahreszeitlichen Hochphase des Gemeinen Holzbocks, eine der FSME-übertragenden Zeckenarten.
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FSME kann auch über Rohmilch von infizierten Weidetieren übertragen werden. Früher ein häufiger Infektionsweg, seitdem Milch pasteurisiert wird, ist diese Ansteckungsgefahr jedoch kaum noch vorgekommen. Seit zwei Jahren lebt sie wieder auf, im vergangenen Jahr wurden acht solcher Fälle registriert. Damit sind Rohmilchprodukte hauptsächlich von Ziegenmilch ein potentieller Übertragungsweg von FSME-Viren, auch wenn das absolute Risiko bisher äußerst gering ist. Wer jedoch ganz sicher gehen will, sollte Rohmilchprodukte aus Ziegenmilch in Risikogebieten meiden. Eine Impfung gegen FSME schützt jedoch auch vor einer Übertragung durch Rohmilch.
Gebiete, in denen gehäuft infizierte Zecken auftreten, werden als Endemie- oder Risikogebiete bezeichnet, wobei sich die Situation jährlich ändern kann. Genaue Hinweise dazu erteilt das Robert-Koch-Institut.
Symptome der FSME
FSME wird durch ein zur Gruppe der Flaviviren gehörendes Virus ausgelöst, das in den Speicheldrüsen der Zecke sitzt und beim Saugen in die menschliche Blutbahn gelangen kann. Beim Stich einer FSME-infizierten Zecke wird das Virus bereits innerhalb der ersten zehn Minuten auf den Menschen übertragen. Damit gibt es auch nach schnellem Entfernen der Zecke keine Chance, der Erkrankung zu entkommen. Die Inkubationszeit einer FSME liegt bei fünf bis 14 Tagen. Bei manchen Infizierten treten dann zunächst grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Schwindel oder Übelkeit auf. Diese Anzeichen klingen nach etwa einer Woche ab. Bei etwa jedem dritten Betroffenen folgt dann nach einer beschwerdefreien Woche ein weiterer, weitaus heftigerer Krankheitsschub (der sogenannte biphasische Verlauf), bei dem zu den jetzt viel stärkeren vorherigen Beschwerden neurologische Symptome wie Bewusstseinstrübungen und Lähmungen hinzukommen können. Typisch sind auch extreme Kopf- und Nackenschmerzen.
Eine FSME-Erkrankung kann unterschiedlich schwer verlaufen. Im leichtesten Fall sind nur die Hirnhäute betroffen (Meningitis). Bei knapp der Hälfte aller Erkrankten ist das Gehirn mit betroffen (Enzephalitis). Vor allem bei älteren Patienten können auch die für die Motorik zuständigen Nerven im Rückenmark beteiligt sein (Meningo-Encephalo-Radiculitis). Bei dieser gefährlichsten Form können Lähmungen zurückbleiben und bis zu zwei Prozent der Fälle enden tödlich. Leichte Verläufe heilen in der Regel folgenlos aus, jedoch sind viele Patienten danach weniger belastbar.
FSME-Prophylaxe durch Impfung
Der effektivste Schutz vor FSME ist die Impfung. Dabei werden inaktivierte Viren in den Muskel gespritzt. Der Körper muss mit drei Impfungen für einen längeren Zeitraum geschützt werden. Die zweite Impfung folgt nach drei Monaten, und dann ist man für ein Jahr geschützt. Spätestens dann sollte eine dritte Impfung erfolgen. Danach muss die FSME-Impfung regelmäßig aufgefrischt werden.
Älteren Menschen, insbesondere mit Vorerkrankungen, wird zu einer Auffrischung bereits nach drei Jahren geraten, allen anderen spätestens nach fünf Jahren. Für die Auffrischung ist nur noch ein Impftermin nötig. Der Impfstoff gilt als gut verträglich und wird auch Kindern ab dem dritten Lebensjahr angeraten. Mögliche Nebenwirkungen sind Fieber und lokale Schmerzen an der Einstichstelle.
Allgemeine „Zecken-Tipps“
Um sich vor Zeckenstichen zu schützen, sollte man besser mit langer Kleidung und festem Schuhwerk ins Unterholz gehen. Auf heller Kleidung lassen sich die schwarz-braunen Blutsauger leichter entdecken und entfernen. Daheim sollte man seinen Körper genau auf Zecken absuchen, insbesondere auch in Hautfalten, da Zecken das feucht-warme Milieu mögen.
Wichtig ist in jedem Fall, eine Zecke nach einem Stich möglichst schnell zu entfernen, denn je länger eine Zecke saugt, desto wahrscheinlicher ist die Übertragung mit Borrelien oder den FSME-Viren. Zur Entfernung gibt es spezielle Zangen sowie einen Zeckenkamm in jeder Apotheke. Möglich ist die Zeckenentfernung auch mit einer ganz normalen Pinzette. Ganz wichtig ist, dass beim Entfernen der Zecke der Kopf mit herausgezogen wird, da ansonsten noch mehr Bakterien oder Viren in die Wunde gelangen. Wer sich nicht sicher ist, ob er die Zecke selbst entfernen kann, sollte dies von einem Arzt durchführen lassen. Nach dem Stich sollte man die kleine Wunde desinfizieren!
Mit Material von ZDF, afp, dpa
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