Rund 70.000 Neuerkrankungen werden jedes Jahr in Deutschland diagnostiziert. Etwa die Hälfte der Betroffenen ist zum Zeitpunkt der Diagnose unter 65, jede zehnte sogar unter 45 Jahre alt. Erschreckend hoch ist auch die Zahl der Todesfälle, die seit Jahren konstant ist: Demnach versterben mehr als 17.000 Frauen jährlich an den Folgen des Brustkrebses. Übrigens können auch Männer an Brustkrebs erkranken, allerdings ist das nur sehr selten der Fall. Etwa jeder hundertste Brustkrebspatient ist männlich.
Vorsorge und Früherkennung
Die gesetzlich verankerte Brustkrebs-Früherkennungsuntersuchung wird bei unter 50-jährigen und über 69-jährigen Frauen durchgeführt. Sie beginnt mit dem 30. Lebensjahr und findet einmal im Jahr statt. Dabei betrachtet der Gynäkologe beide Brüste und untersucht sie ausschließlich durch Abtasten. Während der Untersuchung tastet er auch die Lymphabflusswege in den Bereichen der Achselhöhlen sowie über und unter dem Schlüsselbein ab. In der Regel haben die Ärzte dafür aber nur wenige Minuten Zeit, müssen die Untersuchung unter enormem Zeitdruck durchführen. Zudem gibt es auch keine standardisierten und validierten Abläufe für die Brusttastuntersuchung durch den Gynäkologen. Sollten bei der Früherkennungsuntersuchung Gewebsveränderungen beziehungsweise Knötchen entdeckt werden, dann wird die entsprechende Stelle per Ultraschall untersucht. Bestätigt sich der Verdacht, wird eine Gewebeprobe entnommen, um zu untersuchen, ob es sich um einen gutartigen oder einen bösartigen Tumor handelt.
Für 50- bis 69-jährige Frauen steht derzeit zusätzlich alle zwei Jahre die freiwillige Röntgen-Reihenuntersuchung der Brust zur Verfügung, das sogenannte Mammographie-Screening. Bei der Mammographie wird die Brust von zwei Platten gehalten und zusammengepresst, damit sie möglichst flach ist, und anschließend mit Röntgenstrahlen durchleuchtet.
Zusatzangebot der medizinisch-taktilen Untersuchung
Die medizinisch-taktile Untersuchung, auch Taktilographie genannt, ist ein Zusatzangebot, das ausschließlich von blinden und sehbehinderten Frauen durchgeführt wird. Denn sie verfügen über eine besondere Gabe: einen überdurchschnittlich ausgeprägten Tastsinn. Medizinisch-taktile Untersucherinnen (MTU) werden an deutschlandweit fünf Standorten in einem neunmonatigen Training ausgebildet. Sie sind in der Lage, bereits Knötchen mit einem Durchmesser von fünf Millimetern zu ertasten. Die taktile Brustuntersuchung dauert zwischen 30 und 60 Minuten, je nach Dichte des Drüsengewebes. Dabei orientiert sich die MTU mithilfe von Spezialklebestreifen an der Brust, während sie nach einem standardisierten Verfahren alle Gewebetiefen Zentimeter für Zentimeter systematisch durchmustert.
Die taktile Brustuntersuchung findet unter ärztlicher Verantwortung statt. Das heißt, wird die medizinische Tastuntersucherin fündig, informiert sie den Gynäkologen, der dann nachtastet. Bestätigt er den Verdacht, wird die betroffene Stelle dann auch per Ultraschall untersucht. Die Untersuchung kostet knapp 50 Euro.