Ein Medikament, das normalerweise 800 Euro kostet, erhält man mittlerweile bereits für 50 Euro. Das ist einem Apotheker aus Köln zu verdanken. Denn dieser hat sich dagegen gewehrt, dass das Originalmedikament Truvada auch nach Ablauf des Patents noch viel zu teuer kopiert und verkauft wird. Erik Tanberken verhandelte mit Hexal einen Deal, der dabei helfen könnte, die Zahl der 3200 Neuinfektionen in Deutschland jährlich zu senken. Der Konzern produziert nun eine wirkstoffgleiche, günstigere Kopie des Prophylaxe-Medikaments und erfreut damit auch die Kölner Aids-Hilfe.
Wie funktioniert die HIV-Prophylaxe per Pille?
Das Medikament wirkt gegen HIV wie in einer Therapie. Der Unterschied zur Therapie ist aber, dass es bereits verabreicht wird, bevor Viren ins Blut oder in den Körper gelangen. Wenn doch welche ins Blut gelangen, wirken die Medikamente gegen die ankommenden Viren. Da diese sich nicht mehr vermehren können, wird eine Infektion verhindert. Studien zufolge soll das Medikament bei regelmäßiger Einnahme sehr wirksam vor einer HIV-Infektion schützen.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Die Einnahme des Medikaments muss, ähnlich der Anti-Baby-Pille, täglich erfolgen. Eine Einnahme "nach Bedarf" ist hoch riskant und hat keine Zulassung.
"Auch wenn das Medikament vor HIV schützt, ist es kein Abwehrsystem für andere sexuell übertragbaren Krankheiten, wie Syphilis, Chlamydien oder Hepatitis. Diese Krankheiten lassen sich nach wie vor nur durch Kondomgebrauch vermeiden“, weiß Medizin-Journalist Christoph Specht. Außerdem gibt es Nebenwirkungen wie Nierenschädigung, Übelkeit, Erbrechen, Kopfweh, Absinken von Blutzellen oder Leberentzündungen. „Die HIV-Prophylaxe ist kein Medikament, das man einfach so einnehmen sollte. Wichtig ist eine ständige ärztliche Kontrolle“, so der Experte.
Wie kommen Medikamenten-Preise eigentlich zustande?
Die Preise für neu auf den Markt gekommene Medikamente hängen vom Mehrwert des Mittels ab. Wenn die Pharmaindustrie etwas Neues erfindet, beantragen sie dafür eine Zulassung und legen den Preis fest. In den ersten drei Monaten begutachtet ein Institut dann das Medikament und Studien dazu, um festzustellen, ob das Medikament einen Mehrnutzen gegenüber bereits zugelassenen Medikamenten hat.
Wenn das Ergebnis und Zusatznutzen stimmen, kommt es zu Preisverhandlungen zwischen der Industrie, also dem Hersteller und den Krankenkassen. Experte Christoph Specht weiß: „Falls keine Einigung erzielt wird, verkaufen die Hersteller das Medikament statt in Deutschland im Ausland - zum gewünschten Preis“.