Als Kind lernt man schwimmen – so war das früher zumindest. Doch wo es keine Schwimmbäder mehr gibt, dort gibt es auch keine Möglichkeit zum Schwimmunterricht. In vielen Grundschulen fehlt der Zugang zu Schwimmbädern. Sportlehrer, die in den Grundschulen Schwimmen unterrichten, brauchen etwa drei Schuljahre lehrplanmäßigen Schwimmunterricht, um aus Nichtschwimmern einigermaßen sichere Schwimmer zu machen. Regelmäßiger Schwimmunterricht, wie er in den Lehrplänen vorgesehen ist, benötigt aber eine Infrastruktur. Dazu kommt, dass Thermen und Spaßbäder, die von privaten Betreibern unterhalten werden und auf Gewinn ausgerichtet sind, nicht immer über ein Sportbecken verfügen. Dort können Kinder nicht richtig schwimmen lernen.
Gründe für Badeunfälle
Immer wieder kommt es zu Badeunfällen, nicht selten mit tödlichem Ausgang. Allerdings könnten viele Unfälle verhindert werden, wenn Badegäste besser auf ihr Verhalten achten würden. Der Hauptgrund liegt in der fehlenden Schwimmpraxis, aber auch Leichtsinn, Übermut und Unkenntnis über die Gefahren, die gerade in unbekannten Gewässern lauern, können Ursachen für einen Badeunfall sein.
Viele Unfälle ereignen sich auch durch Fehlverhalten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Nach Partys an Ufern von Gewässern und dem Genuss von Alkohol suchen sie Spaß im Wasser – mit verheerenden Folgen. Betrunkene können ihre Grenzen nicht mehr richtig einschätzen, schwimmen zu weit hinaus, ermüden und sind somit nicht mehr in der Lage, an Land zu schwimmen. Ebenfalls kann ein Bad in alkoholisiertem Zustand dazu führen, dass der Kreislauf durcheinander gerät.
Nicht in Flüssen oder Kanälen schwimmen
Auch leichtsinnige Sprünge in unbekannte Gewässer oder zu weites Hinausschwimmen haben in der Vergangenheit immer häufiger zu schweren Unfällen bis hin zum Tod geführt. Auf Luftmatratzen und Schlauchboote sollte man sich nicht verlassen, denn Gummitiere und Co. stellen keine ausreichende Schwimmhilfe dar.
Auch wer in Flüssen schwimmt, gefährdet sich. Denn Strömungen in fließenden Gewässern und Wehren können so stark sein, dass der Schwimmende nicht mehr mit eigener Kraft aus der Strömung heraus kommt. Für einen Schwimmer bedeutet diese rollende Fließbewegung, dass er größere Kräfte aufwänden muss, um sich an der Wasseroberfläche fortbewegen zu können. "Das Schwimmen in einem Fluss oder einem Kanal ist also deutlich kräfteraubender als in einem See", konkretisiert Michael Grohe von der DLRG Nordrhein.
Besonders gefährlich wird es, wenn es zu einem sogenannten Strömungsabriss kommt, also dem Auftreten von unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten, Strömungsrichtungen und Verwirbelungen. "Diese Strömungsabrisse treten immer an Stellen auf, an denen das Wasser am natürlichen Weiterfließen gehindert wird. In der Regel geschieht das an Wasserbauwerken wie Brücken, Buhnen oder Hafeneinfahrten", erklärt Michael Grohe. Dort bilden sich Strudel, die dem Schwimmer gefährlich werden können. Eine weitere Gefahr für Schwimmer ist das Treibgut in fließenden Gewässern, genau wie die Schifffahrt.
Verhalten im Notfall
Wer merkt, dass ihm fernab vom Ufer die Kräfte schwinden, sollte laut DLRG um Hilfe rufen und in einer Ruhelage Kraft schöpfen. Dafür eignen sich zwei Positionen, die jedoch zuvor für den Notfall geübt werden sollten.
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Wenn Menschen im Wasser in Not geraten, werden sie oft panisch: Sie schlagen um sich und versuchen, sich an irgendetwas festzuhalten. Für Laien ist es dann schwierig, einen Betroffenen aus dem Wasser zu ziehen und sich aus seinen oft sehr festen Griffen zu befreien. Rettungsschwimmer lernen in ihrer Ausbildung genau das. Außerdem kann das Gewässer Gefahren bergen, die vom Ufer aus nicht zu erkennen sind.
Rettungsrisiken abwägen
Die Entscheidung, selbst ins Wasser zu springen und einen Rettungsversuch zu unternehmen, müsse jeder mögliche Retter selbst treffen, so Michael Grohe. „Grundsätzlich gilt, dass jeder Mensch aus ethischen und gesetzlichen Gründen zur Hilfeleistung verpflichtet ist – allerdings nur, wenn ihm das zumutbar und die Rettung ohne erhebliche Gefährdung des eigenen Lebens möglich ist.“
Es gilt die bekannte Regel: Erst denken, dann handeln! Und: Die eigene Sicherheit geht vor. Begibt man sich selbst in Gefahr und muss zum Schluss selbst gerettet werden, ist niemandem geholfen. Dann sei es besser, „nur“ den Rettungsdienst zu verständigen, so Grohe.
Bei der Entscheidungsfindung sollten folgende Faktoren berücksichtigt werden:
- Gibt es eine risikoärmere Rettungsvariante, zum Beispiel vom Ufer aus?
- Welche Schwimm-Fähigkeiten besitzt der Retter? Dabei sollte man nicht die eigenen Fähigkeiten überschätzen, über gute Schwimm- und Tauchfähigkeiten verfügen und eine gute körperliche Fitness besitzen; wenn möglich sollten mehrere Retter gleichzeitig helfen.
- Wo befindet sich die im Wasser treibende Person? Eine Rettung durch einen Schwimmer kommt am ehesten in Betracht, wenn sich der zu Rettende in Ufernähe befindet. Je nach Standort des Rettungsdienstes und bei sofortiger Alarmierung kann es aber durchaus auch sein, dass ein Motorrettungsboot deutlich schneller bei der Person ist als ein Schwimmer; außerdem sollten die Bewegungen im Fluss beobachtet werden: die Schifffahrt könnte auch zu einer erheblichen Gefahr für den Retter werden!
- Daneben sind auch noch Uferbeschaffenheit und die Wassertemperatur zu beachten.
Wichtige Baderegeln
Körperbeeinträchtigende Mittel haben beim Baden nichts zu suchen. Das gilt nicht nur für Alkohol, sondern auch für Drogen und Medikamente. Sprünge in unbekannte Gewässer sollten grundsätzlich unterlassen werden.
Vor dem Baden ist die richtige Abkühlung wichtig: Arme und Beine zunächst langsam an die Wassertemperatur gewöhnen, das Wasser nach und nach über den Körper laufen lassen, dann langsam und umsichtig ins Wasser gleiten. Sich beim Schwimmen nicht schon zu Anfang verausgaben, sondern Kraftreserven einplanen. Unsichere Schwimmer sollten nur in Ufernähe baden, selbst geübte Schwimmer sollten möglichst parallel zum Ufer schwimmen.
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