Experten gehen davon aus, dass etwa jeder zwanzigste Deutsche unter wiederkehrenden Albträumen leidet. Frauen sind häufiger davon betroffen als Männer. Die nächtlichen Gruselträume unterscheiden sich von gewöhnlichen Träumen durch die starken negativen Emotionen, die dabei auftreten. Meistens sind es intensive Gefühle der Angst oder Furcht, die die Betroffenen nachts aus dem Schlaf reißen. Sie wachen schweißgebadet mit rasendem Herzen auf und brauchen lange, um wieder in den Schlaf zu finden.
Häufig in der zweiten Schlafphase
In rund der Hälfte aller Albträume flüchten die Schlafenden vor jemandem, manche sterben in ihrem Traum oder erleiden schwere Verletzungen, andere stürzen ins Bodenlose. Die bedrohlichen Figuren sind in der Regel menschlicher Natur. Tiere oder Fantasiewesen wie Hexen und Monster tauchen seltener auf. Meist sind die Angreifer oder Verfolger männliche Unbekannte. Kommen solche Angstträume regelmäßig vor, also mehr als zwölfmal innerhalb eines halben Jahres, und stellen sie eine starke seelische sowie körperliche Belastung mit Angstzuständen und Abgeschlagenheit auch tagsüber dar, dann sprechen Mediziner von einer Albtraumstörung.
Albträume treten vermehrt in der zweiten Hälfte des Schlafs auf, in den sogenannten REM-Schlafphasen, die durch schnelle Augenbewegungen gekennzeichnet sind. Die Psychologie unterscheidet grundsätzlich zwei Formen der Albtraumstörung. Erstens: Die posttraumatische Albtraumstörung, bei der ein konkretes Erlebnis bzw. erlittenes Trauma zugrunde liegt. Und zweitens: die idiophatische Albtraumstörung, bei der die Ursache unbekannt, also nicht auf ein traumatisches Erlebnis zurückzuführen ist.
Auslöser von Albträumen
Aus einer finnischen Zwillingsstudie von 1999 ist bekannt, dass die Häufigkeit von Albträumen zu ungefähr einem Drittel bis zur Hälfte bei den Betroffenen genetisch bedingt zu sein scheint. Zur Veranlagung kommt oft hinzu, dass sie viel Stress erleben. Menschen mit anderen seelischen Erkrankungen werden häufiger von Albträumen geplagt, ebenso wie sensible, kreative und künstlerisch veranlagte Personen. Auslöser für idiopathische Gruselträume können aber auch Medikamente sein. Dazu zählen Mittel gegen Bluthochdruck und gegen Parkinson, aber auch viele Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, eine verbreitete Form von Antidepressiva. Auch der Konsum von Drogen kann Albträume hervorrufen.
Auslöser für eine posttraumatische Albtraumstörung sind konkrete traumatische Erlebnisse wie Kriegserlebnisse, Unfälle oder eine Vergewaltigung. Solche negativen Erfahrungen führen oft zu einer posttraumatischen Belastungsstörung, zu deren vorherrschenden Merkmalen Albträume zählen. Die Belastung durch traumatische Erfahrungen kann unbehandelt dauerhaft bestehen bleiben – mitunter ein Leben lang.
Das Umschreiben des Albtraumes
Diese Behandlungsmethode ist die effektivste und erfolgreichste. Zahlreichen empirischen Studien zufolge stellt die Imagery Rehearsal Therapie, kurz IRT, eine einfach anzuwendende Abhilfe gegen Albträume dar. Die IRT basiert darauf, sich dem Auslöser der Furcht zu stellen. Denn für Ängste gilt allgemein: Je mehr man sie zu vermeiden versucht, desto stärker werden sie. Darum ist das Ziel dieser Therapie, den Albtraum buchstäblich positiv umzuschreiben. Zunächst schreiben die Betroffenen ihren Albtraum wie ein Drehbuch auf. Dann werden die bedrohlichen Elemente des Albtraumes zusammen mit dem Therapeuten ausfindig gemacht. Meistens ist es das Ende einer Albtraumgeschichte, die Angst und Schrecken erzeugt.
Im nächsten Schritt werden diese bedrohlichen Elemente des Traums durch weniger bedrohliche Elemente ausgetauscht und in den Traum geschrieben, sodass er ein positives Ende nimmt. Wichtig dabei ist, dass nicht zu viel verändert wird und der Traum in seiner Grundstruktur erhalten bleibt, damit das Gehirn ihn wiedererkennt. Die umgeschriebene Traumgeschichte üben die Patienten anschließend ein, indem sie sich die neue Version mindestens einmal täglich möglichst intensiv vorstellen. Dadurch wird der ursprüngliche Albtraum in den Gedächtnisstrukturen des Gehirns überschrieben und ersetzt.
In der Regel dauert die Therapie zwei Monate, bis die Patienten das Traumumschreiben gelernt haben. Begleitend erlernen die Betroffenen auch Entspannungsverfahren, wie die progressive Muskelentspannung, um Stress abzubauen, denn Stress kann sich negativ auf den Effekt auswirken.