Deutschland – Ein geteiltes Land?

• Ingo Schulze

  

  Der Schriftsteller Ingo Schulze wurde 1962 in Dresden geboren. Nach seinem Wehrdienst bei der NVA studierte er bis 1988 Klassische Philologie in Jena und war danach zwei Jahre lang als Dramaturg am Landestheater Altenburg beschäftigt. 1995 gewann er den Ernst-Willner-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb und veröffentlichte seinen ersten Kurzgeschichtenband „33 Augenblicke des Glücks“. Seitdem arbeitet Schulze als freier Schriftsteller und veröffentlichte weitere Kurzgeschichten, erfolgreiche Romane wie „Simple Storys“, „Neue Leben“ oder „Adam und Evelyn“ sowie Essays und Reden. Schulzes literarisches Kernthema ist das Schicksal seiner meist ostdeutschen Protagonisten vor, während und nach der Wende. Zuletzt erschien 2017 sein Roman „Peter Holtz - Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst“.
  
  Schulze erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter den Alfred-Döblin-Förderpreis, den Ernst-Willner-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, den Aspekte-Literaturpreis, den Preis der Leipziger Buchmesse, den Mainzer Stadtschreiberpreis und den Bertolt-Brecht-Preis der Stadt Augsburg.
  

  Bildquelle: ZDF/Juliane Eirich

Literaturtipps von Richard David Precht

• Ingo Schulze: Unsere schönen neuen Kleider

  Gegen eine marktkonforme Demokratie - für demokratiekonforme Märkte
  Verlag Hanser Berlin 2015
  
  2012 hielt Ingo Schulze seine vielbeachtete Dresdener Rede, die hier als kleines Büchlein vorliegt. Darin bemüht Schulze das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern, um die kollektive Bereitschaft zum Selbstbetrug der wiedervereinigten deutschen Gesellschaft zu beschreiben. Mit der Wende, die er eher als "Beitritt" empfand, habe sich der westliche Kapitalismus zum ewigen Sieger erklärt. Doch nach dem Rausch der Wiedervereinigung machen sich nun Demokratieverlust, Vermarktung bis ins Private und soziale Polarisierung breit. Schulze fragt sich, an welchem Punkt der Osten mehr Osten hätte bleiben sollen und der Westen weniger Westen.

• Steffen Mau: Lütten Klein

  Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft
  Suhrkamp Verlag 2019
  
  Statt blühender Landschaften verrostete Industrieruinen, und mit der neuen Freiheit und dem Massenkonsum kam die Erfahrung sozialer Deklassierung. Der Rostocker Steffen Mau ist bei der NVA, als die Mauer fällt. In den folgenden Jahren beobachtet er soziologisch genau, wie sich das Leben der Menschen um ihn herum verändert. Mau forscht mit sehr viel Empathie nach den Ursachen für Unzufriedenheit und politische Entfremdung.
  

• Matthias Krauß: Die große Freiheit ist es nicht geworden

  Was sich für die Ostdeutschen seit der Wende verschlechtert hat
  Das Neue Berlin Verlag 2019
  
  Auch der Journalist Matthias Krauß bemüht sich um eine rechercheintensive Analyse der Wiedervereinigung und ihre Folgen. Sein Interesse gilt vornehmlich den politischen Vorgängen und der historischen Analyse. Das Buch untersucht vor allem Verluste und Fehlentwicklungen. Krauß stellt damit zwar eine sachliche und faktenreiche, aber wenig schillernde Diagnose, die aber wohl notwendig ist, wenn sich in Zukunft etwas verbessern soll.