Warum werden Stadtteile zu Problemvierteln?
Die Verwahrlosung von Stadtvierteln ist oftmals ein schleichender Prozess. Eines der größten Probleme: Familien ziehen aus den Innenstädten weg. Aus vielen Kernstädten sind Familien mit Kindern weitgehend verschwunden. Der soziale Wohnungsbau nimmt in diesen Gebieten großflächig zu, die Durchmischung von sozialen Schichten geht verloren. In Innenstadtlagen breitet sich so vermehrt Armut aus. Einige dieser Stadtteile haben zudem eine hohe Kriminalitätsrate.
Die Abwanderung des Handels aus den Innenstädten an die Ränder der Städte führt zu Leerständen.
Aber auch ein einschneidendes Ereignis kann einem Stadtteil langfristig schaden. In Hamburg-Wilhelmsburg war dies der Fall: Seit der Sturmflut im Jahr 1962, bei der in Wilhelmsburg 300 Menschen starben, hatte die Stadt das Viertel im Süden Hamburgs aufgegeben. Die Industrie wurde in dieser Gegend erweitert, Investitionen für die Einwohner wurden vor allem nördlich der Elbe getätigt. Kriminalität und Arbeitslosigkeit stiegen.
Was muss passieren, damit soziale Brennpunkte wieder aufblühen?
Bürger und Kommunen müssen die Initiative ergreifen und dann Hand in Hand arbeiten. Grundvoraussetzung ist eine Identifikation mit dem Stadtteil. Anwohner können entscheidende Beiträge dazu leisten, Stadtteile zu erneuern und zu stabilisieren - zum Beispiel durch Bürgerinitiativen. Die Aufgabe der Kommunen ist es die Identifikation mit dem eigenen Kiez zu fördern. Das gelingt durch eine prosperierende wirtschaftliche Lage, bessere Wohnverhältnisse und ein attraktives Wohnumfeld.
Auch Investitionen können einen Ort aufleben lassen. So hat die Internationale Bauausstellung in Hamburg-Wilhelmsburg 3300 Wohneinheiten entwickelt und das Rathausviertel so komplett neu gestaltet.
Was sind spezielle Maßnahmen?
Es gibt einige konstruktive Ansätze, um wieder Leben in einen Stadtteil zu bringen. Diese können auch von den Bewohnern kommen. In einigen Städten gibt es den sogenannten Bürgerhaushalt. Hierbei stellt die Stadt den Bewohner Geld für Projekte zur Verfügung. In Köln stehen jedes Jahr 900.000 Euro für Bürgerprojekte bereit. Im Vergleich: In Paris gibt es bis zu 90 Millionen Euro.
Im Viertel Mouraria in Lissabon brachten die Bürger den Wandel von unten ins Rollen. Einwohner und Künstler haben sich zusammengetan und das Viertel über Events und Initiativen aufgewertet. Es hat funktioniert: aus dem vorher heruntergekommenem Teil der Stadt ist ein lebhaftes Ausgehviertel geworden.
Was für Probleme gehen mit der Wiederbelebung von Stadtteilen einher?
Eine der größten Schwierigkeiten stellt die sogenannte Gentrifizierung dar. Wenn Stadtviertel wieder beliebter werden zieht dies auch immer mehr Großinvestoren an. Diese bauen oder sanieren Häuser im großen Stil. Dem folgen meist explosionsartige Mietsteigerungen. Bewohner sind betroffen von Verdrängung, wenn sie ihre Wohnungen nicht mehr zahlen können.
So auch in Mouraria. Die Anwohner, die den Stadtteil erst belebt haben, bangen jetzt um ihren Wohnraum. In dem Lissabonner Viertel liegt der Quadratmeterpreis einer Wohnung inzwischen bei elf Euro. Der Durschnitt in Lissabon liegt bei gerade einmal sechs Euro.
Problemviertel umgestalten, das geht nur mit viel Einsatz und Durchhaltevermögen von unten. Notwendig ist aber auch Hilfe von oben, möglichst unbürokratisch und mit gezielten Investitionen. Es klingt banaler als es ist: Am Ende müssen einfach alle an einem