Als ich im Herbst letzten Jahres mit dem „Tee-Film“ beauftragt wurde, hätte ich eigentlich ahnen müssen, dass das in Zeiten von Corona kein leichtes Unterfangen werden würde.
Gleichzeitig war ich aber so angetan von diesem Thema, dass ich mich sehr freute, dazu zu recherchieren.
Erst hatten wir Südafrika im Blick mit seinem berühmten Roiboos-Tee und einem Projekt, das über das kulturelle Tee-Erbe der ethnischen Gruppen San und Khoikhoi und zweier kleinbäuerlicher Kooperativen vor Ort erzählt. Doch genau zur Erntezeit wütete Corona in Südafrika schlimmer denn je, so dass wir irgendwann schweren Herzens von Dreharbeiten vor Ort Abschied nehmen mussten.
Selbstverständlich wollten wir auch Asien in einem Film über Tee berücksichtigen, und so fanden wir den mit der deutschen Klimaorganisation atmosfair kooperierenden „Jalinga Tea Estate“ in Assam, der versucht, klimaneutral Tee zu produzieren. Ketan Patel, Eigentümer des Teegartens in 3. Generation, ist ein Visionär, der etwa Pflanzenreste zu Brennpellets verarbeiten lässt, um damit Teeblätter zu trocknen - anstelle durch die Verbrennung von Steinkohle, so wie es in Assam traditionell üblich ist. Unser Plan: eine deutsche Mitarbeiterin von atmosfair zu begleiten, die im April nach Assam reisen wollte. War es zum Jahresanfang noch relativ ruhig in Indien, überschlugen sich die Ereignisse ab Frühjahr. Auch wenn der abgelegene Jalinga Teegarten in Assam selbst Gott sei Dank nicht schwer von Covid-19 getroffen war, war an Einreisen nicht zu denken. Immer wieder verschoben sich die Drehtermine, Ketan Patel beantwortete geduldig -zig Mails, und schließlich konnten wir einen engagierten Kollegen aus Assam, Pankaj Baral Chetry, gewinnen, die Filmarbeiten zu übernehmen.
Gleichzeitig entdeckte ich ein Projekt in einem Land, das wir alle bis dahin so gar nicht mit Tee in Verbindung gebracht hatten, und das umso mehr unsere Begeisterung fand. Georgien. Einst Teeproduzent der UdSSR, dann mit deren Zusammenbruch als Teeanbauregion in Vergessenheit geraten. Über eine Crowdfarming-Seite stolperte ich über die Geschichte von sieben jungen Balten, die in der Nähe von Kutaissi, Georgiens drittgrößter Stadt, ihr Glück mit einer biologischen Teefarm versuchen und mit viel Mut und noch mehr Engagement nicht nur den georgischen Tee aus dem Dornröschenschlaf wecken, sondern auch gegen die großen Teekonzerne ankommen wollen. Ohne Zwischenhändler, dafür mit klugen virtuellen Marketing-Ideen. Was für eine Geschichte! Hier machte uns Corona keinen Strich durch die Rechnung. Die Reise und Dreharbeiten waren mehr als beeindruckend, und für mich stand fest: Hier muss ich wieder hin!
Und last but not least: Mein Herz hängt seit den Recherche- und Dreharbeiten ebenso an einem kleinen Berliner Start-Up, dem KarmaKollektiv, das so viel Gutes tut, dass ich im Film nur einen kleinen Teil ihrer Geschäftsidee erzählen kann. Hier arbeiten tolle, junge Menschen, die nicht nur fairen und ökologischen Tee produzieren und verkaufen, sondern auch inklusiv arbeiten. Die, so gut es für sie geht, in Kreisläufen denken, mit enormem Aufwand firmeneigene Klimaberichte erstellen, um sich selbst zu kontrollieren, und die nicht müde werden, nachzudenken, wie sie sich immer weiter entwickeln können, damit möglichst die Menschen am Anfang der Wertschöpfungskette und die Natur etwas von ihrer Idee haben.
Ein Gefühl blieb mir zurück: Solche Leute machen Hoffnung.