Leder ist in meinem Leben allgegenwärtig. Meine Lieblingsjacke, die Couch, auf die ich mich abends fläze und natürlich auch meine Schuhe sind alle aus gegerbter Tierhaut.
Ich esse wenig Fleisch, aber Leder - dachte ich - ist wohl das nachhaltigste tierische Produkt. Es hält schließlich ewig.
Bei der Recherche für meinen letzten plan b zu nachwachsenden Rohstoffen stolperte ich über pflanzliche Alternativen für tierisches Leder. Aufgrund der Corona Pandemie konnte ich das Thema nicht in diesen Film einbeziehen, aber das Interesse war geweckt.
Ich stieg tiefer in die Recherche ein und stieß auf scharfe Kritik an der Lederindustrie. Der europäische Schnellwarndienst für Verbraucher (RAPEX) warnt immer wieder vor Kinderschuhen, Jacken oder Gürteln, die giftiges Chrom VI oder Formaldehyd enthalten. Die Chemikalien entstehen bei nicht fachgerechter Gerbung von Leder. Sie können Allergien auslösen und sind krebserregend. Das gefährdet die Arbeiter in den Gerbereien und die Kunden. In Europa passiert das aufgrund strenger Kontrollen nicht, aber wo das Leder unserer Jacken und Schuhen herkommt, ist häufig nicht nachvollziehbar.
Ähnlich problematisch sieht es bei dem Tierwohl aus. Die weltweite Lederindustrie verarbeitet jährlich die Häute von über 1,4 Milliarden Rindern, Ziegen und Schafen. Ein Großteil der Tiere wird in Ländern ohne greifende Tierschutzgesetze wie China, Indien, Brasilien oder Bangladesch verarbeitet. Auch die Produktionsbedingungen in Niedriglohnländern sind häufig mehr als problematisch. Giftige Chemikalien fließen in Bangladeschs Flüsse, immer wieder gibt es Berichte von Kinderarbeit. Das billige Leder wird dann mit einem großen CO2 Fußabdruck auf der ganzen Welt verarbeitet und verkauft.
Während meiner Recherche konnte ich jedoch auch sehen: Die Branche ist im Wandel. Der Markt für Naturleder wächst rasant. Immer mehr Produzenten suchen nach Tierhäuten von Biobauernhöfen, die Nachfrage nach natürlichen Gerbstoffen steigt ebenfalls. Es geht aber auch komplett tierfrei. Turnschuhe aus veganem Leder sind derzeit in aller Munde und auch in Petrischalen wachsen bereits vielversprechende Lederalternativen. Die zwei größten Abnehmer, die Mode- und die Automobilindustrie, spüren die Trendwende ebenfalls und befeuern den bereits rasant wachsenden Markt. Ein Problem und viele neue Lösungen: ideal für einen Plan b Film.