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Wieso anderer Umgang mit Fisch

Recherchen zum Film: Ein guter Fang

Das Meer fasziniert mich seit meiner Kindheit. Stundenlang hockte ich in den Ferien am Strand und bestimmte angespülte Meerestiere und Algen. Mein Lieblingsbuch aus dieser Zeit: „Der Natur auf der Spur“.

Was mich am Meer bis heute begeistert: Zunächst ist nur eine glatte Oberfläche zu sehen, doch darunter erschließt sich eine eigene Welt. Das ist faszinierend und problematisch zugleich.

Wir Menschen sehen nicht, was wir unter der Meeresoberfläche anrichten. Nicht die Eiderente, die sich im Stellnetz verfangen hat und nicht den Meeresgrund, wenn ein Schleppnetz ihn zerstört hat. Auch nicht, wie sich Quallen dramatisch vermehren, weil sie von den Klimawandelfolgen im Meer profitieren. Aber die Zunahme der Quallen ist für die Fischbestände ein eher kleines Problem, verglichen mit dem Raubbau der industriellen Fischerei. 34 % der weltweiten Fischbestände sind laut FAO schon ganz kollabiert. Die Zeit zum Handeln drängt also. Daher kam die Anfrage von Spiegel TV, für ZDF plan b einen Beitrag zu nachhaltigem Fischkonsum zu realisieren, genau richtig: Was müssen wir ändern, um überhaupt weiter Fisch essen zu können?!

Auf dem Hamburger Fischmarkt traf ich mich mit dem Fischhändler Sebastian Baier. Er kennt sich aus mit Fanggebieten und Laichzeiten und kann genau sagen, welcher Fisch mit Schleppnetz, Stellnetz oder Langleine gefangen wurde. Ich war beeindruckt, wie viel er über die Biologie jeder einzelnen Fischart weiß. Mit seinem Wissen kann er der Kundschaft auf dem Wochenmarkt oder im Geschäft genau erklären, warum er bestimmte Fischarten gerade nicht anbietet. Damit engagiert er sich aktiv für den Meeresschutz und sichert damit auch sein eigenes Auskommen.

Neben dem Handel mit Fischen aus dem Meer hat sich eine boomende Lachs-Aquakulturindustrie entwickelt. Über die Auswirkungen auf die Ökosysteme in den Ozeanen der Welt wurde in den vergangenen Jahren viel berichtet. Es hat sich unter Fischfans herumgesprochen, dass die Lachse in großen Netzkäfigen im Meer gemästet werden und dabei Exkremente, Parasiten oder Medikamentenreste den Ozean belasten. Eine neue Lösung für das Problem: Lachszucht an Land bringen! Und zwar im großen Stil in riesigen Hallen. So ein “Gewächshaus für Fische“ steht in Hirtshals, wo wir drehen durften. Beeindruckend: Unter dem gleichen Dach reinigen Mikroorganismen in separaten Becken das Wasser aus den Fischtanks – ein Kreislaufsystem, das wenig Wasser verbraucht. Aber die Fütterung bleibt eine Herausforderung. Wir leisten es uns, in Lachs-Aquakulturen 3 kg tierische Proteine aus Fischmehl und Fischöl zu verfüttern, nur um am Ende 1 kg Lachs essen zu können. Dafür entnimmt die industrielle Fischerei dem Ozean tonnenweise Schwarmfischarten, wie Sprotte, Sandaal oder Sardinen.

Ostseesprotten werden an Bord gezählt
Ostseesprotten werden an Bord gezählt
Quelle: Spiegel TV

Auf so einem kommerziellen Fangschiff war ich mit meinem Kamerateam unterwegs. Wir durften die jährliche Ostseesprotten-Zählung begleiten, die das Thünen-Institut für Ostseefischerei im Auftrag des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) durchführt. Der Kapitän erzählte mir, dass er seine Sprotten lieber für den menschlichen Verzehr anlanden würde. Stattdessen steuert er nach seinen Fangfahrten Fischmehlfabriken an, die daraus die Basis für Fischfutter machen. Das fanden auch die Wissenschaftler*innen an Bord nicht mehr zeitgemäß. Es braucht heute tolle neue Fischgerichte aus nachhaltig gefangenen Sprotten oder Sandaalen.

Die vegane Küche ist da schon viel weiter: Möhre schmeckt wie Räucherlachs, Aubergine wie Matjessalat. Die Bloggerin, Ernährungsberaterin und Buchautorin Andrea Sokol zeigt auf ihrem YouTube-Kanal wie pflanzliche Alternativen Fisch ersetzen können.

Während der Recherche zu meinem Film erinnerte ich mich vor allem an die Worte von Sylvia Earle. Die US-amerikanische Wissenschaftlerin und Meeresschützerin ist schon 86. Als junge Frau hat sie gesehen, was einst in den Meeren los war.  In tausenden Tauchstunden als Forscherin wurde sie Zeugin, wie es immer weniger wurde: „Nur 60 Jahre meines Lebens hat es gedauert“, sagte sie mir in einem Interview, „um die Thunfischbestände um 90% zu reduzieren.“ Die Dringlichkeit, mit der Sylvia Earl diesen Satz gesagt hat, motiviert mich als Journalistin. Das Ermutigende: Vieles ist möglich! Konsument*innen, Händler*innen, Züchter*innen, Kochprofis und Ernährungsberater*innen müssen sich nur gemeinsam auf den Weg machen.

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