Als Tierfans waren meine Kollegin Stella Könemann und ich sofort davon begeistert, einen Osterfilm rund um das Thema Tierwohl zu erzählen. Dass der Hase mit von der Partie sein musste, das liegt auf der Hand. Wie genau die Vorstellung des Osterhasen überhaupt entstanden ist, lässt sich heute nicht mehr feststellen, wohl aber, dass er für Frühling und Fruchtbarkeit steht.
Genauso wichtig sind beim Osterfest natürlich die Eier. Um 30% nimmt die Eier-Nachfrage vor Ostern zu. Die symbolische Verbindung zwischen Eiern und Ostern ist bereits seit dem Mittelalter bekannt. Das Ei steht für die Auferstehung. Das Gleiche gilt für die Osterlämmer, die als Kuchen, Braten oder Schokofigur in vielen deutschen Haushalten beim Osterfest nicht fehlen dürfen.
In Australien bringt übrigens seit ein paar Jahren der Bilby die Eier – ein Marketinggag von Naturschützer*innen, die auf den einheimischen Nager und seinen bedrohten Status aufmerksam machen wollen.
Da wir doch lieber bei den bekannteren Ostertieren bleiben wollten, waren Hase, Huhn und Lamm gesetzt. Bei der Recherche entdeckte unsere Kollegin Hai-Hsin Lu den Verein „Stark für Tiere e.V.“ aus Niedersachsen. Mit unglaublich viel Engagement und Herzblut haben Vorstandsvorsitzende Jenny Breit und ihre Vereinsfreund*innen bereits über 16.000 Tieren das Leben gerettet.
Legehennen werden bereits nach zwölf bis vierzehn Monaten wieder ausgestallt und zu Suppenhühnern verarbeitet, weil sie dann nicht mehr genug Eier produzieren. Wie ausgelaugt die Hühner nach dem Jahr sind, konnte Autorin Stella Könemann beim Dreh aus erster Hand beobachten: Die Hühner sind in der Regel abgemagert und zerzaust – das Freilassen der Tiere im neuen Wohlfühl-Zuhause war daher auch für sie ein emotionaler Moment.
Ganz besonders flogen unsere Herzen den kleinen Osterlämmern zu – Aaron, Jette und Noah werden von Jenny Breit und ihrem Partner mit der Flasche aufgepäppelt. Auch wenn „Stark für Tiere e.V.“ das System der Nutztierhaltung nicht von Grund auf ändert, zeigt das Engagement der Menschen, wie viele Baustellen es hier noch gibt.
Vom Osterlamm zum Osterhasen – oder vielmehr zu seinem wildlebenden Vorbild. Bei der Recherche stellten wir fest, dass die Feldhasenpopulation in Deutschland stark zurück gegangen ist. Der NABU geht von einem 75-prozentigen Rückgang seit den 1980er Jahren aus. Der Grund dafür sind wir Menschen – vor allem die intensivierte Landwirtschaft macht den Hasen zu schaffen. Durch vergrößerte Felder finden Hasen keine schützenden Hecken und Rückzugsräume mehr, der Pestizideinsatz vermindert ihre Nahrung.
Mit der Deutschen Wildtier Stiftung stießen wir dann auf einen Akteur, der die Dinge anders angeht: Das Gut Klepelshagen in Mecklenburg-Vorpommern wird als Modellbetrieb geführt. Hier soll Landwirtschaft effizient sein, aber trotzdem Artenschutz ermöglichen. So wird zum Beispiel von innen nach außen gemäht – Wildtiere haben dadurch die Möglichkeit, vor den Mähmaschinen wegzulaufen, statt immer weiter von ihnen in die Enge getrieben zu werden.
Zu guter Letzt wurde uns klar: Ein Ostertier-Film ohne eine Schokofigur haut eigentlich nicht hin. Jede*r Deutsche hat statistisch zumindest einen Schokohasen im Osternest. Eine Größenordnung, die uns schon aus persönlicher Erfahrung nicht überraschte, aber auch nachdenklich machte: Passen die Schokotiere eigentlich zu unseren Vorstellungen von Nachhaltigkeit? Zudem ist die Schokoladenindustrie bekannt für schlechte Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit. Laut einer Studie arbeiteten 2019 nach wie vor 1,5 Millionen Kinder in Westafrika auf Kakaoplantagen.
Bei der Recherche nach einer fairen Variante des Schokohasen stießen wir schnell auf den Bunny der nu company. Plastikfrei verpackt, fair und vegan, zudem weniger süß - die Gründer der Leipziger Schokofirma haben sich einiges vorgenommen. Beim Dreh konnten wir in die Geheimnisse der Schokoherstellung und des Tüftelns an neuen Produkten eintauchen – und lernten ein faires, schokoladiges Langohr kennen, das keineswegs so scheu war, wie seine Wildtierkollegen auf Gut Klepelshagen.
von Saskia Geisler