Der Klimawandel betrifft uns alle – doch Menschen, die an Meeresküsten leben, sind dadurch besonders gefährdet. Denn durch die steigenden Temperaturen schmelzen die Gletscher an Nord- und Südpol, und das Wasser in den Ozeanen dehnt sich aus. Dem Weltklimarat zufolge kann das Wasser in den kommenden 80 Jahren um mehr als einen Meter ansteigen.
Mit diesem Bild vor Augen haben wir uns gefragt: Was passiert in so einem Fall an den Küsten? Welche Schutzmaßnahmen werden bereits heute getroffen?
Gestartet haben wir unsere Recherche in Deutschland an der Nordsee. Hier steigt das Wasser aktuell um vier Millimeter im Jahr. Das Landesamt für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz rüstet deshalb die Deichlinie entland der Nordsee auf. Aber anders als früher werden die Deiche heute mit einem sogenannten Klimazuschlag berechnet. Ingenieur Jorne Heinrich hat uns auf der Deich-Baustelle am Hauke-Haien-Koog gezeigt, was das bedeutet: Der Deich wird aktuell so gebaut, dass er auch bei einem um einen Meter gestiegenen Meeresspiegel noch sicher halten kann. Und kommende Generationen müssen im Fall einer notwendigen weiteren Erhöhung keine teuren Umbauarbeiten mehr vornehmen. Denn die Deichkrone wurde so breit geplant, dass man dort einfach Erde aufschütten kann – und den Deich damit günstig um einen weiteren Meter erhöht -, sollte der Meeresspiegel auch nach 2100 weiter ansteigen.
Ein Deich für mehrere Generationen also. Doch während der Dreharbeiten stach uns vor Ort sehr deutlich ins Auge: Auch vor dem Deich befinden sich Häuser, mitten im Wattenmeer – auf sogenannten Halligen. Was machen die Menschen dort draußen, wenn das Meer ihre kleinen Inseln zunehmend bedroht?
Im Zuge dieser Recherche sind wir auf Nommen Kruse und seine Familie aufmerksam geworden. Sie arbeiten gemeinsam mit dem Geologen Matthias Deicke von der Universität Göttingen an einer Lösung. Da die Hallig keinen Deich hat, der sie vor Überflutungen schützt, wollen die Kruses das Land, auf dem sie leben, natürlich wachsen lassen - mithilfe von Überflutungen. Denn rollt das Meer über die Insel hinweg, bringt es Sediment mit, das sich ablagert und so auf die Dauer die Hallig nach oben wachsen lässt. Diese Geschichte fanden wir so spannend, dass sie unsere Rahmenhandlung im Film wurde.
Doch wir haben natürlich nicht nur zur rauen Nordsee rcherchiert, sondern uns auch gefragt: Was passiert an der Ostsee? Hier haben wir mit dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht Kontakt aufgenommen und waren bei einer Test-Auslegung einer Wellenmessboje im Oderhaff dabei.
Auch in den Niederlanden wird der Meeresspiegelanstieg erforscht. Brenda Walles von der Universität Wageningen haben wir schon länger auf dem Schirm gehabt. Sie will die Küste vor Erosion bewahren - mit Muschelriffen. Gerade in den Niederlanden, die vor allem für ihre großen Flutbarrieren und Deichlandschaften bekannt sind, eine interessante Alternative. Wir haben sie an zwei Tagen dabei begleitet, wie sie mit ihrem Team ein Austernriff überprüft und dann die Auswertung in ihrem Labor vornimmt.
Besonders wichtig war uns auch herauszufinden, wie die Daten erhoben werden, auf deren Grundlage dann Küstenschutzmaßnahmen getroffen werden. Vergangenes Jahr haben die NASA und ESA gemeinsam einen neuen Satelliten ins All geschossen, der noch genauer die Meeresoberfläche vermisst und damit den Anstieg besser darstellen kann. In Norfolk, USA, arbeitet der deutsche Ozeanograph Sönke Dangendorf bereits mit diesen Daten. Und sie sind dort wichtiger denn je. Denn die Stadt versinkt langsam im Meer. Sie leidet unter regelmäßigen Überflutungen von Straßen, Stränden und Häusern. Wie die Menschen dort leben, konnten wir trotz Corona zum Glück filmen.
Wir wissen, dass es noch viele weitere Projekte gibt. Aufgrund der besonderen Situation waren wir im Reisen jedoch enorm eingeschränkt. Wir hoffen, dass wir für weitere Filme bald noch mehr neue Ideen und Wege zeigen können, die einen sicheren Küstenschutz auch in Zeiten des Klimawandels gewähren können.