Die Tragweite dieses Themas hat uns besonders beeindruckt. Da ist vor allem der enge Zusammenhang zwischen einer ungerechten Landverteilung und den gesellschaftlichen Folgen für die Nahrungsmittelproduktion.
Das führt auch dazu, dass die Dörfer veröden und die Existenzen von Landwirt*innen und deren Familien bedroht sind. Viele traditionelle Bäuerinnen und Bauern können sich die hohen Bodenpreise und Pachten einfach nicht mehr leisten und werden verdrängt. Der Kampf um Boden wird hart geführt, immer mehr Großinvestoren steigen in den Kampf um Land ein.
Mindestens ebenso eindrücklich war es aber auch, Menschen kennenzulernen, die es anders wollen und etwas tun – und zu erfahren, welche positiven Auswirkungen das haben kann. Wenn etwa kleine Bauern wieder Zugang zu Land bekommen und es mit Hilfe einer bürgerfinanzierten Genossenschaft schaffen, zu experimentieren und sich weiterzuentwickeln. So können sie innovativ und vielfältig sein und erhalten damit nicht nur die Tradition einer bäuerlichen Landwirtschaft, sondern sind in der Lage, ihren Hof enkeltauglich zu machen.
In Frankreich ist uns schließlich ein System begegnet, das die Landvergabe ganz anders als in Deutschland regelt – und damit auch vor allem jungen Landwirt*innen den Zugang zu Land ermöglicht. Anousha Zähringer und Dominik Löwe sind deutsche Bauern in Frankreich. Gerade haben sie ihren vierten Sommer auf ihrem eigenen Hof in Gers erlebt, unweit der Pyrenäen.
Ermöglicht hat ihnen das SAFER, die Gesellschaft für Bodenstrukturplanung und Besiedlung des ländlichen Raumes. Jahrelang suchten sie vergebens nach einem geeigneten Grundstück in Deutschland. In Frankreich hat es dann geklappt. So kamen sie zu ihrem Hof mit 85 Hektar Land.
Imponiert hat uns auch der Banker Uwe Greff, bei dem es jahrelang nur um Rendite, Sicherheit und Laufzeit ging und der nun in der Landwirtschaft etwas bewegen will. Oder Michael Grolm, der sich mit seiner unbändigen Kraft und Energie gegen ein System stemmt, das zu dem Verlust vieler bäuerlicher Existenzen führt. Er hat erkannt, dass es bei Boden nicht um irgendein Produktionsgut geht, das beliebig vermehrbar wäre, sondern dass jeder einzelne Quadratmeter Boden einzigartig und die Grundlage für unsere Lebensmittel ist.
von Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier