Was für eine Ausbeute: Im Spätsommer 2020 blickten mein Mann Thomas und ich staunend auf zwei Kisten voller blauvioletter Weintrauben, die wir vom einzigen Rebstock in unserem Berliner Schrebergarten geerntet hatten.
Wenn es mit den heißen Sommern in Deutschland so weitergeht, können wir bald unseren eigenen Wein machen, ulkten wir. Zwei Flaschen würden wir locker daraus keltern können. Dann erzählte mir Thomas, er hätte gehört, dass inzwischen sogar in Norwegen Wein angebaut wird und schon waren wir mitten drin in der Diskussion, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Landwirtschaft und damit auch auf den Wein hat.
Dieser Frage wollten wir unbedingt nachgehen und fanden schnell Schlagzeilen wie "Riesling in Gefahr", "Trauben haben Sonnenbrand". Aber was bedeutet das für den Weinbau? Und was für die Konsument*innen?
Die sintflutartigen Regenfälle in Deutschland ein knappes Jahr später, die unter anderem zur Flutkatastrophe an der Ahr geführt hatten, brachten den Weinanbau erneut in Not, diesen Sommer mit einem anderen Wetterextrem.
In Siracusa auf Sizilien wurde dagegen im August 2021 mit 48,8 Grad Celsius ein neuer Hitzerekord in Europa aufgestellt. Können Weinreben bei solchen Temperaturen überhaupt noch gedeihen? Wer hat Antworten auf diese Fragen?
Zu unseren ersten Ansprechpartnern gehörten die Professoren Joachim Schmid und Manfred Stoll der renommierten Hochschule Geisenheim University im Rheingau. Also die Gegend, wo insbesondere Riesling angebaut wird, der nicht nur in Deutschland eine große Fangemeinde hat.
Und tatsächlich stellte sich heraus, dass die Wissenschaftler dort bereits an Lösungen tüfteln, wie der Wein in Zukunft dem Klimawandel standhalten kann und dabei eng mit Weingütern, wie Schloss Vollrads im benachbarten Oestrich-Winkel, zusammenarbeiten.
Bei unseren weiteren Recherchen stellte sich allerdings auch heraus, dass der Klimawandel die Winzerinnen und Winzer einerseits auf eine harte Probe stellt, sie selber aber durch ihre Produktionsabläufe mit dazu beitragen.
Chemische Düngemittel und Pestizide, die auch auf Weinbergen in hohem Maße eingesetzt werden, schaden dem Ökosystem. Treibstoffe für Traktoren und Erntemaschinen stoßen Co2 aus, Weinflaschen und Verpackungen verschlechtern durch ihr Gewicht ebenfalls die Ökobilanz. Darauf machte uns Dr. Helena Ponstein aufmerksam, die seit Jahren zu diesem Thema forscht und uns die Augen dafür geöffnet hat, beim nächsten Weineinkauf auch auf das Gewicht der Flaschen zu achten.
Ein weiterer interessanter Aspekt wurde deutlich, weil sich mein Mann seit einiger Zeit mit sogenannten Naturweinen beschäftigt und auch ich schon öfter in den Genuss gekommen bin, Wein zu probieren, der ökologisch angebaut und ohne Hilfsmittel gereift ist.
Diese Art der Weinproduktion bedeutet – besonders bei den immer häufiger auftretenden Wetterextremen – eine noch größere Herausforderung für die Winzer*innen. Das wollten wir uns genauer ansehen und fanden in Arianna Occhipinti auf Sizilien, eine außergewöhnliche Naturweinexpertin.
Damit hatten wir spannende Lösungswege für unseren plan b-Film gefunden und by the way auch noch jede Menge Weinwissen gesammelt, das uns nun auch beim Hobbywinzern im Schrebergarten nützt.
von Conny Schulze