Immer mehr Arbeitnehmer*innen wollen das ändern. Sie fordern mehr Selbstbestimmung, wollen ihre Persönlichkeit entfalten und Hierarchien abbauen. "plan b" zeigt, wie es gelingt Eigenverantwortung zu stärken und die Freude an der Arbeit zu fördern.
Das will auch Steffen Besserer. Der Betriebswirt war unzufrieden mit seinem Job in einem großen, hierarchisch geführten Konzern und kündigte. Nun krempelt er den Landmaschinenhersteller HORSCH um. Cornelia Horsch, eine der Gründer*innen des Familienbetriebs, bringt das Grundproblem auf den Punkt: "Wir sind sehr schnell gewachsen, haben versucht, Hierarchien einzuziehen. Ganz nach Lehrbuch. Dann haben wir gemerkt: Die einen reden nicht mehr mit den anderen, alle müssen über den Chef gehen." Steffen Besserer ändert diese Struktur gerade. Sein Ansporn: "Das Leuchten zurück in die Augen der Mitarbeiter bringen." Er setzt es bei den Auszubildenden an – mit einem Drift-Bike-Rennen. Dafür sollen die Azubis diese motorisierten Dreiräder selbst bauen. Nur das Ziel ist vorgegeben, der Weg dorthin frei.
Neben flachen Hierarchien sind vor allem auch Werte und der Führungsstil wichtig, um Menschen für Arbeit zu begeistern. Das hat Hotelmanager Bodo Janssen erkannt. Für ihn lautet die Grundsatzfrage, die sich jedes Unternehmen stellen sollte: "Dient der Mensch dem Unternehmen oder das Unternehmen dem Menschen?" Trotz der Einbußen durch die Coronakrise hebt er die Löhne an. Raus aus dem Billiglohnsektor ist seine Devise. Langfristig möchte er sein Hotel- und Freizeitunternehmen Upstalsboom in eine Stiftung umwandeln, ganz zum Wohl der Belegschaft.
Dass es auch ganz ohne Chef*in geht, zeigt der ambulante Pflegedienst Buurtzorg: In selbst verwalteten Teams haben alle Mitarbeiter*innen die gleichen Rechte und Pflichten. Die Pflegedienstleitung gibt es nur noch auf dem Papier. Beim Pflegepersonal steht das Patient*innen-Wohl im Mittelpunkt. "Wir wollen eben nicht bei besonders hohem Pflegegrad besonders viele Leistungen abrufen, sondern uns so viel Zeit für die Patienten nehmen, wie nötig", betont Pflegerin Anna Lange. Das klappt, weil Buurtzorg mit den Pflegekassen verhandelt hat, nicht nach dem komplizierten Leistungsschlüssel abzurechnen, sondern nach einem einheitlichen Stundensatz.