Partner, Kinder, Eltern, Freunde: Dank ihres Einsatzes können Dreiviertel aller pflegebedürftigen Menschen zu Hause bleiben, statt ins Heim zu müssen. Die Helfer brauchen Hilfe. Denn für das eigene Leben - Job, Erholung, Beziehungen - fehlen oft Zeit und Kraft.
Daniela Jäkel hat sich zu helfen gewusst. Sie hat ihre Mutter im "Schatzkistle" untergebracht, einer Demenz-WG. Das tut beiden Frauen gut. Die kranke alte Dame ist rund um die Uhr gut versorgt mit einem ambulanten Pflegedienst und sogenannten Präsenzkräften, die 24 Stunden vor Ort sind. Und Daniela Jäkel plagt kein schlechtes Gewissen, denn sie hat ihre Mutter nicht einfach in fremde Hände gegeben. Sie ist eine der zehn Angehörigen, die das "Schatzkistle" zusammen betreiben. Sie sind die "Hausherren". Sie bestimmen, wie der Alltag der Bewohner aussieht, welcher Pflegedienst engagiert wird und wer noch in die WG einziehen darf. Für Daniela Jäkel ein gutes Gefühl: "Ich weiß die Mutti gut versorgt, bring' mich selber ein und kann trotzdem noch mein eigenes Leben führen."
Gut für sich selbst sorgen, um für andere Sorge tragen zu können: Das ist eine der Grundvoraussetzungen, um langfristig pflegen zu können. Im schweizerischen Obergrüt bietet Luzia Hafner, Bäuerin und ehemalige Pflegefachkraft, auf ihrem Hof Ferien für Menschen mit Demenz an. Die Angehörigen können eine Auszeit nehmen und neue Kraft schöpfen. Charlotte Schatt bringt ihren Mann Andy zum dritten Mal nach Obergrüt. Obwohl die Krankheit bei ihm noch im Frühstadium ist, weiß Charlotte schon jetzt, sie wird regelmäßig Pausen brauchen, um ihn so lange wie möglich zu Hause pflegen zu können. "Ihn hierzulassen, musste ich auch erst lernen, aber es tut einem so gut", sagt sie.
Ein Netzwerk aus Pflege-Profis, Wohlfahrtsverbänden und Ehrenamtlichen bietet in Mülheim an der Ruhr Hilfe aus einer Hand an. "Sehr oft hören wir, kommunal kann man gar nicht so viel machen. Aber wir sind der Ansicht, dass wir vieles bewegen können", sagt Sozialplaner Jörg Marx. Die 170 000-Einwohner-Stadt will mit ihrer "Dialog-Offensive Pflege" ins Gespräch mit Angehörigen kommen, um zu helfen. Mit dem neu gegründeten Sorgentelefon zum Beispiel: Sich alles einmal von der Seele reden zu können - auch so kann Hilfe für die sonst so stillen Helden aussehen.