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Ideen für gute Nachbarschaft

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von Ursula Hochreiter

"Die lieben Nachbarn" - das ist oft Ironie. Lärm, falsch geparkte Autos: Gründe für Streit finden sich leicht. Dabei zeigt sich meist auch Gemeinsames, wenn man denn danach sucht.

Datum:
15.10.2020
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

300 000 Klagen zu Nachbarschaftsstreitigkeiten werden in Deutschland pro Jahr eingereicht. Fast jeder Zweite gibt zu, dass Nachbarn ab und an nerven. Guter Wille und originelle Ideen machen ein friedliches Miteinander möglich und manchmal Nachbarn zu Freunden.

Die Wohninitiative Ligsalz8 in München ist so ein Projekt. Eine "Wohngemeinschaft", die größer gedacht ist als sonst üblich: Ligsalz8, das ist ein Haus mit zwölf Bewohnern, die Einfluss auf das Stadtviertel nehmen wollen. Ein großer Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss steht allen Nachbarn offen – auch denen, die gar nicht im Haus wohnen. Dort finden regelmäßig Filmvorführungen statt, ein Sonntagsbrunch und ein Repair-Café, bei dem Nachbarn kaputte Gegenstände zum Reparieren vorbeibringen oder einfach selbst mitmachen können. "Das Besondere ist", sagt Mitbewohnerin Margaretha Eisenhofer, "dass wir und die Nachbarschaft im Stadtviertel immer mehr zusammenwachsen. Auf diese Weise entsteht ein natürlicher Kontakt, ohne dass man groß etwas anleiern muss. Das macht unsere Nachbarschaft aus."

Im nordrhein-westfälischen Kalletal hat Bürgermeister Mario Hecker das Projekt Dorf-Volkshochschule gegründet – kurz: DorVHS. Die Leitung der Kurse wie "klimafreundliches Kochen" oder "Geschichten zur alten Dorfmühle" übernehmen engagierte Bewohner in Eigenregie. Bürgermeister Mario Hecker sorgt so dafür, dass altes Wissen nicht verloren geht und sich Jung und Alt besser kennenlernen. Ihm ist bewusst, dass er damit Landflucht nicht verhindern kann. "Doch vielleicht ziehen die Menschen später wieder zurück nach Kalletal, weil sie sich an schöne Erlebnisse und Begegnungen von früher erinnern. Gute Nachbarschaft verbindet ein Leben lang."

Und sie kann sogar Leben retten: 2010 gründete die Hamburger Sozialwissenschaftlerin Sabine Stövesand den Verein "StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt". Das Projekt setzt da an, wo häusliche Gewalt passiert, am Wohnort. "Studien aus Chicago zeigen", sagt Sabine Stövesand, "dass es viel weniger Beziehungsmorde an Frauen gibt, wenn Nachbarn aufmerksam sind, wenn sie merken, dass es im Viertel Gewalt gibt und sie sich zusammentun. Das ändert alles."

Ein gutes Miteinander statt Nachbarschaftsstreits – vielen Menschen ist das einige Anstrengung wert.

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