Der Nachwuchsmangel von heute verschärft den Fachkräftemangel von morgen. Schätzungen zufolge fehlen bereits eine Viertelmillion Profis in Handwerksberufen. Doch es gibt Hoffnung: "plan b" zeigt, wie die Zukunft des Handwerks gesichert werden kann.
Ein Rittergut läutet die Zukunft ein, wenn es nach Jens-Torsten Jacob geht. Das alte Gemäuer im sächsischen Riesa muss saniert werden, und der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft hofft, dass diese besondere Baustelle ein Magnet wird - für künftige Schreiner und Stuckateure, Maurer und Maler.
Er will den Teilnehmenden am Freiwilligen Sozialen Jahr in der Denkmalpflege nicht nur Basics nahebringen, sondern sie auch mit Neuerungen in den Berufen faszinieren – wie Exoskelette, die schweres Heben erleichtern. Wenn sich am Ende jemand für eine Ausbildung interessiert, ist Jens-Torsten Jacob am Ziel. Und das ist nicht die einzige Idee, mit der er Nachwuchs gewinnen will.
In seinem Netzwerk aus 4000 Handwerksbetrieben findet sich immer eine freie Azubistelle. "Das Schönste wäre, wenn alle Jugendlichen dann im Handwerk anfangen zu lernen", sagt der 59-Jährige.
Julia Spielvogel hat sich auf eine ungewöhnliche Reise begeben: Mit moderner CNC-Fräse und Laser im Gepäck fährt die gelernte Tischlerin ein Jahr lang durch Deutschland von Schule zu Schule und baut mit 13- bis 15-Jährigen Bienenhotels. Hightech im Handwerk - damit will sie zeigen: Eine berufliche Ausbildung ist eine spannende Alternative zum Studium.
Die Entwicklung ist dramatisch: 2021 kamen auf zehn Studierende gerade einmal 4,3 Azubis, während es 1950 noch 75,5 waren. Julia Spielvogel ist überzeugt: "Man muss einfach mit der Hand für sich entdecken, ob das Handwerk was für einen ist oder eben nicht."
"Ich möchte, dass die jungen Leute schon ganz früh sehen, dass es ein Beruf ist, mit dem man auch finanziell gut aufgestellt ist", sagt Norman Jandt. Deshalb zahlt der Geschäftsführer von Eltec Service in Berlin seinen Azubis übertarifliche Löhne und Jobtickets. Denn Nachwuchs finden und halten ist eine große Herausforderung.
Lucas Bock ist im dritten Lehrjahr zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. Er hat sich noch aus anderen Gründen für diesen Betrieb entschieden: Er bekommt schon in der Lehre echte Verantwortung, statt wie früher oft üblich, bloß niedere Aufgaben. Dass er für die Ausbildung sein Studium abgebrochen hat, bereut er nicht: "Es gibt einfach Menschen, die brauchen was Praktisches, wo sie am Ende des Tages auf ihre Arbeit zurückschauen und sagen: Cool, das habe ich heute gemacht."
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