Wird die weltweite Verflechtung durch die Krise abnehmen? Wie sehen nachhaltige Versorgungswege der Zukunft aus? Tatkräftige Unternehmer setzen schon jetzt auf kurze Wege, kleine Kreise und Wertschöpfung vor Ort. Das schont zudem Ressourcen und verbessert das Klima.
Direkter Verkauf, ohne Zwischenhändler - ursprünglich wollten die Orangenbauern Gabriel und Gonzalo Úrculo ihr Hof-Erbe im spanischen Bétera retten. Doch mit ihrer durchschlagenden Idee erreichten sie noch viel mehr: Baumpatenschaften für inzwischen mehr als 10 000 Kunden. Die pflückfrischen, ökologisch angebauten Orangen kommen von der spanischen Plantage ohne Umwege über den Handel direkt zu den Baumpaten – etwa nach Deutschland. Erste Paten machen sich auf den Weg, um die Plantage und ihren Baum zu besuchen.
Lebensmittel aus der Region anbieten und lokale Produzenten stärken – das ist ein Herzensanliegen für Tina Andres. Die studierte Biologin führt heute die Geschäfte einer Verbraucher-Erzeuger-Genossenschaft, die nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 gegründet wurde. 30 Höfe aus der Umgebung arbeiten zusammen in einem Netzwerk und beliefern nachhaltig fünf Einkaufsmärkte. Das Konzept wird in diesem Jahr auf die Bewährungsprobe gestellt: Gelingt es, die Lübecker auch in der Corona-Krise sicher zu versorgen?
Jeans in der Biotonne – mit ihrer Kreislauf-Idee regen Daniel und Markus einen Wertewandel in der umweltschädlichen Modebranche an. Drei Monate dauert es, bis ihre Kleider kompostiert sind. Die Brüder verzichten auf Baumwolle, deren Anbau Unmengen Wasser verbraucht. Alle Rohstoffe stammen aus Europa: Die FREITAG-Kleidung wird aus Flachs gefertigt, geerntet auf französischen Feldern, gewebt in Italien, genäht in Polen. Daniel Freitag ist überzeugt: "Wir sollten uns weniger als Verbraucher sehen, sondern eher als Kreisläufer."