Schwarze Kleidung, Eichensarg, Blumenkränze. Rituale in der Trauer geben Halt. Doch viele von ihnen sind nicht mehr zeitgemäß. In Berlin möchten zwei Bestatterinnen ihre Branche verändern.
Mit viel Zeit und einer engen, einfühlsamen Begleitung möchten Birgit Scheffler und Sahra Ratgeber Hinterbliebenen den Abschied von geliebten Menschen erleichtern. Würdevoll und individuell, auch mal unkonventionell kann ihre Begleitung sein: Ein Schnaps als letzter Gruß am Grab, ein mit Fingerfarbe verzierter Sarg. Auch holen sie alte Bräuche wie die Totenwache wieder ins Bewusstsein der Menschen. "Es ist unsere Überzeugung, dass das die Entscheidung der Zugehörigen ist und nicht dieses Berühmte, 'weil man das so macht'. Es ist uns wichtig, dass sich die Menschen ihre Toten nicht wegnehmen lassen und sich ihre Trauer nicht diktieren lassen, sondern dass sie ihren eigenen Weg finden." Mit einem persönlichen Abschied legen sie den Grundstein für die Trauerarbeit auch für die Zeit nach der Bestattung.
Genau da setzt Anemone Zeim aus Hamburg an. Nach zwei schweren Schicksalsschlägen orientierte sich die Diplom-Kommunikationsdesignerin um und absolvierte eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin. Nun hilft sie Angehörigen, einen neuen Umgang mit der Trauer zu finden – auch wenn der Tod von nahen Menschen schon länger zurückliegt. In ihrem farbenfrohen Laden in Hamburg Eimsbüttel haben Hinterbliebene einen sicheren Raum für alle Emotionen, die zur Trauer gehören. Hier fördert Anemone Zeim neue Sichtweisen auf die Trauer: "Kreativität schafft neue Verbindungen im Gehirn, da werden im wahrsten Sinn des Wortes neue Brücken geschlagen, um eben diesen Zustand des Steckenbleibens zu überwinden", so die 40-Jährige. Ein guter Umgang mit Trauer ist für sie auch eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
In Dänemark ist man da schon einen Schritt weiter. Dort kümmert sich eine gemeinnützige Organisation um die Trauernden. Ihr Geschäftsführer, Preben Engelbrekt, erkannte schon vor zwanzig Jahren, dass Trauer pathologisch sein kann. Nach und nach baute der Psychotherapeut ein nationales Kompetenzzentrum auf: eine Anlaufstelle für Hinterbliebene mit natürlichen und schweren Trauerreaktionen. Von hier aus setzt er das Thema Trauer auf die politische Agenda und fördert auch den Wissensaustausch in Europa.