Die Massenproduktion von Billigfleisch hat fatale Folgen für die Umwelt und für die Tiere. Doch gutes Fleisch muss nicht unbedingt bio sein. Neue Haltungsformen zeigen, wie es mehr Schweinen, Rindern und Hühnern besser gehen kann.
Die 49-jährige Landwirtin Gabriele Mörixmann aus dem niedersächsischen Melle hat schon immer in der Schweinehaltung gearbeitet. Überzeugt hat sie keines der bestehenden Haltungskonzepte. Also hat sie eine Stallwelt rund um das Schwein geschaffen, die auch in kein Biosiegel passt. "Wir als Familie haben für uns beschlossen, dass wir Fleisch nur noch von Tieren essen wollen, von denen wir wissen, dass sie ein gutes Leben hatten." Ihre Schweine haben mehr Platz, als selbst in der höchsten Haltungsstufe vorgeschrieben. "Aktivstall für Schweine" heißt das Konzept, bei dem die Tiere jederzeit die Sau rauslassen können.
Benedikt Bösel (37) setzt auf seinem Hof im brandenburgischen Alt Madlitz auf ziemlich wilde Rinder. Als der frühere Finanzberater den elterlichen Ackerbaubetrieb an einem der trockensten Standorte Deutschlands 2016 übernommen hatte, wurde ihm schnell klar: Die Folgen des Klimawandels und eine nur auf Ertrag ausgelegte Landwirtschaft haben die Böden ausgelaugt. Nur eine Kreislaufwirtschaft kann den Hof retten, in der die Nährstoffe, die mit jeder Ernte vom Acker geholt werden, über die Rinder wieder zurück in die Böden gelangen. Sein Konzept hält die Rinder auf Trab. Wie einst in der Prärie sind sie in ständiger Bewegung und wechseln die Weideflächen.
Der niederländische Hühnerhalter Ruud Zanders (49) hat gemeinsam mit Freunden ein neues Konzept für eine nachhaltige Eierproduktion entwickelt: Die Hühner füttert er nur noch mit Lebensmittelresten aus Großbäckereien. Damit vermeidet er zwar Lebensmittelverschwendung, erhält aber dennoch kein Biosiegel – das gibt es nur bei ökologisch erzeugtem Futter. In seinen Ställen haben die Hühner Platz, aber sind sie auch glücklich? Das will er herausfinden – gemeinsam mit Verhaltensbiologen der Uni Wageningen.
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