Schafwolle kommt meist vom anderen Ende der Welt: aus Neuseeland oder Australien. Das ist nicht gut fürs Klima. Hinzu kommen oft schlechte Haltungsbedingungen. Dabei gibt es gute Alternativen. Die naheliegendste: Wolle von heimischen Schafen.
Sie landet allerdings meist auf dem Müll, denn wegen des Preisdrucks auf dem Weltmarkt und der vergleichsweise hohen Löhne in Deutschland ist sie kaum konkurrenzfähig.
Das wollen Ruth Werwai und ihr Geschäftspartner Marten Wellbrock ändern. Die beiden haben in Marburg das Label "Raincloud & Sage" gegründet und arbeiten daran, die Wolle der sechs Millionen heimischen Schafe wieder marktfähig zu machen. Dazu haben sie ein Netzwerk aus kleinen Schäfereien aufgebaut, deren Wolle normalerweise nicht verarbeitet würde, weil die Preise für Wolle im Keller sind und die Schurkosten kaum decken. Eine große Herausforderung für die beiden: Wegen der Billigkonkurrenz in Ländern wie Indien und Bangladesch gibt es hierzulande kaum noch Spinnereien und Webereien. Doch Werwai und Wellbrock haben eine kleine Spinnerei in Bayern aufgetan und gehen mit ihrer regionalen Wolle in Produktion.
Während die beiden an der Wiederentdeckung der Wolle aus regionaler Produktion arbeiten, gehen erfinderische Köpfe an ganz neue Fasern. Warum nicht Strickmode aus Hundehaaren herstellen? Das dachte sich Modedesignerin Ann Cathrin Schönrock und gründete zusammen mit Textilingenieurin Franziska Uhl die Marke Chiengora. "Das ist ja das Verrückte eigentlich, dass wir dieses super hochwertige Material vor der Haustür haben und wegwerfen", findet Uhl. Die beiden jungen Unternehmerinnen aus Berlin lassen Hundehaare zu hochwertigem Garn verarbeiten.
Auch im Labor des Forschungsinstituts für Textil und Bekleidung an der Hochschule Niederrhein arbeiten Forschende an den Fasern von morgen. Gemeinsam mit ihren Studierenden tüftelt Institutsleiterin Maike Rabe an Pflanzenresten, die sich zur nachhaltigen Produktion von Textilien eignen. Gerade testen sie, wie sich aus Ananas-Blättern flauschige Garne herstellen lassen.