Ein Großteil des Spielzeugs ist aber als Wegwerfware konzipiert: Spielzeugautos, die sich nicht reparieren lassen. Puppen, für die es keine Anziehsachen nachzukaufen gibt. Das Thema Nachhaltigkeit spielt beim Spielzeug kaum eine Rolle, ebenso wie die Diversität.
Noch immer sind Mädchensachen rosa, und die meisten Figuren spiegeln die Lebenswirklichkeit einer modernen Gesellschaft nicht wider.
Claire Tournefier aus Paris gehört zu den Pionieren einer Bewegung, die den Umgang mit Spielzeug erneuern will. Ihr Verein Rejoué – übersetzt heißt das, "wieder damit spielen" -, sammelt in großem Maße altes oder ausrangiertes Spielzeug. In eigenen Werkstätten wird es aufbereitet. Die erneuerten Autos, Puppen und Teddys sorgen dann in Kindergärten oder bei sozial benachteiligten Familien für strahlende Kinderaugen.
Hans-Joachim Simon ist eigentlich Informatiker. Aber von seinen Kindern hörte der Familienvater aus Bonn nach besonders wilden Spiel-Sessions immer: "Papa, mach das mal ganz!" Deshalb gründete er einen Verein, der Spielzeuge repariert – auch wenn es rein wirtschaftlich oft kaum Sinn ergibt. In seinem Keller in Bonn repariert er seit 2012 nicht nur die Spielzeuge seiner Kinder, sondern arbeitet auch Aufträge ab, die über seine Website hereinkommen. Mittlerweile ist er in ganz Deutschland vernetzt.
Nachhaltiges Spielzeug ist vor allem eine Frage der Herstellung. Die Firma Gollnest & Kiesel (goki) aus der Nähe von Hamburg versucht seit Gründung, den Nachhaltigkeitsgedanken in allen Aspekten der Produktion einfließen zu lassen. Das beginnt beim Rohmaterial: goki pflanzt regelmäßig Wälder nach. Das Holz wird in klimaneutralen Werken verarbeitet, die Farben sind umweltschonend, und die Konstruktion ist auf Langlebigkeit ausgelegt.
Eines der wichtigsten Umweltthemen ist der Versand von Spielzeugen, fast jedes Ladengeschäft und jeder große Hersteller nutzt den Bestell-Boom, der durch Corona ausgelöst ist. Die Folge: massenhafter Pappabfall. Barbara Höller aus Wien hatte eine Idee, wie die jährlich zwei Millionen Tonnen Altpapier allein in Österreich anders genutzt werden können. Mit von ihr und ihren Kindern entworfenen speziellen "Sticker-Sets" können Pappkartons in Spielzeug verwandelt werden: in Rennautos, Häuser, Puppentheater und vieles mehr. So kann ein Abfallprodukt Freude schenken und Kindern nebenbei Nachhaltigkeit vermitteln.
Auf einen Lerneffekt setzt auch die Idee des Berliner Start-ups GoVolunteer: ohne Druck und im Spiel etwas über die Wandelbarkeit der Gesellschaft zu erfahren. Gründer Malte Bedürftig hatte überlegt, warum die Lebenswirklichkeit seiner Kindergartenkinder nicht im Spielzeugladen wiederzufinden ist. Seine einfache Lösung: ein Buntstift-Hautmal-Set mit allen möglichen Gesichtsfarben von weiß bis dunkel, um die Unterschiedlichkeit der Hautfarbe und Herkunft zu verdeutlichen. Wer Diversität lernen soll, braucht dazu auch die entsprechenden Voraussetzungen.