Visionäre tüfteln längst an Lösungen, wie man Wasser sparen oder wiederverwerten kann. Und: wie man neue Quellen erschließt – im Nebel, in Mooren, auf Äckern oder bei sich zu Hause. Denn so wie bisher können wir das wertvolle Nass nicht weiter verplempern.
Wenn Judith Bräuer und ihre Familie im Hamburger Wohnquartier Jenfelder Au auf die Toilette gehen, hört man kein Wasser plätschern, nur ein Saugen. Eine Vakuumtoilette wie im Flugzeug. "Am Anfang war das schon komisch und etwas lauter", sagt Judith Breuer. Mittlerweile aber hat sich die Familie daran gewöhnt und ist stolz auf ihren Beitrag zum Umweltschutz. Der Clou: Was sie hinunterspült, verwandelt ein Biogas-Reaktor zu Strom und Wärme. Und das ist noch lange nicht alles in der Jenfelder Au. Eine Forschungsstation inmitten der 800 Wohneinheiten arbeitet daran, nicht einen Tropfen Wasser zu vergeuden, sondern in einem ewigen Kreislauf zu halten – die Vision des Hamburg WATER Cycle.
In Berlin experimentiert Grit Bürgow mit dem Recycling von Grauwasser. So nennen Experten das Wasser, das beim Waschen und Duschen anfällt. Auf Europas größtem Beachvolleyballfeld verlegt sie mit ihrem Team Leitungen von den Duschen der Sportler hin zu sogenannten Vertical Gardens. Dort soll das Grauwasser Salat und Kräuter bewässern – für die Speisekarte der Beach Bar. Entscheidend für den Durchbruch des Systems: Wie lassen sich Mikroschadstoffe herausfiltern?
Weil das immer noch schwierig ist, darf Brauchwasser in Deutschland zum Beispiel nicht in der Landwirtschaft verwendet werden. Stattdessen werden Äcker mit kostbarem Trinkwasser bewässert. Doch auf ausgelaugten Böden versickert es oft ungenutzt. "Wenn wir so weitermachen, haben wir in wenigen Jahren auch unser Grundwasser aufgebraucht. Wir müssen jetzt den Schalter umlegen und nachhaltig handeln", sagt Maria Giménez. Und handelt.
Seit einigen Jahren bewirtschaftet sie auf ihrem Hof in Märkisch Wilmersdorf 240 Hektar "Brandenburger Steppe". Getreide vertrocknet auf den Äckern und der Boden ohne schützende Humusschicht gleich mit - nur das Unkraut nimmt überhand. Kann Landwirtschaft hier überhaupt eine Zukunft haben? Maria Giménez hat eine Vision: Sie pflanzt mehr Bäume – auch auf die Äcker. Die sollen das Wasser im Boden halten und einen kühlenden Effekt auf die Landschaft haben. Agroforstwirtschaft nennt man das. "Die beste Bewässerung baut man nicht, die pflanzt man."