Der Darm spielt eine Schlüsselrolle für unser Wohlbefinden. Als bedeutende Schaltzentrale ist er sogar mit Organen wie dem Gehirn verknüpft, auch bekannt als die "Darm-Hirn-Achse". Ein Grund, warum viele Menschen bei Stress Darmbeschwerden entwickeln.
Als Polizistin war Jana Müller großer Belastung ausgesetzt, hatte oft Verstopfungen und griff zu Abführmitteln. Nach einer Antibiotikabehandlung nahmen die Beschwerden zu. Ärztliches Personal konnte ihr nicht helfen, und so recherchierte sie selbst. "Damals schwor ich mir: Wenn ich gesund werde, zeige ich anderen, wie ich das gemacht habe", sagt die 29-Jährige. Heute berät sie Betroffene mit einem umfassenden Coaching-Programm, denn nicht nur Essen beeinflusst den Darm. Seit fast einem Jahr ist Teilnehmerin Lea wegen ihrer starken Symptome krankgeschrieben, nun will die gelernte Erzieherin wieder in ein normales Leben zurückfinden.
Online trauen sich immer mehr Betroffene, offen über "das große Geschäft" zu sprechen und Verdauungsbeschwerden zu normalisieren. Auch Carina Speck leidet seit 13 Jahren unter einem Reizdarm. Auf Instagram und TikTok gibt sie Tipps, wie Freizeitaktivitäten und Reisen trotz Magen-Darm-Beschwerden funktionieren können. Ihre stetigen Begleiter: eine Rolle Klopapier in der Handtasche und eine mobile Toilette auf der Rückbank.
Welche Lebensmittel wir zu uns nehmen, spielt eine zentrale Rolle für die Darmgesundheit und somit auch für unser Mikrobiom, den angesiedelten Mikroorganismen im Darm. Das Wachstum von gesunden Darmbakterien können fermentierte Lebensmittel unterstützen: "Viele wissen gar nicht, wie wertvoll Fermentiertes für unsere Darmgesundheit ist – und es schmeckt auch noch", sagt Gerlinde Schuhmann. Gemeinsam mit Tochter Ricarda führt sie im nordrhein-westfälischen Herten Interessierte in die Kunst der Fermentation ein.
Gerät das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht, kann es die Gesundheit beeinträchtigen. Daher arbeitet die Wissenschaft intensiv daran, die Geheimnisse des Mikrobioms weiter zu entschlüsseln – so auch der Gastroenterologe Sebastian Zeißig vom Universitätsklinikum Greifswald, der viele Menschen mit Darmkrebs behandelt. In Deutschland ist es die zweithäufigste Krebserkrankung und tritt meist bei Personen über 50 Jahren auf. Doch auch die Darmkrebsfälle bei jüngeren Menschen sind in den vergangenen 30 Jahren stark angestiegen.