Sogenannte Geofone überwachen gefährdete Bergregionen und warnen rechtzeitig vor Erdrutschen. Routinemäßige Abwasserkontrollen könnten in Deutschland gefährliche Viren schneller erfassen, und besenderte Tiere weisen mit ihrem Verhalten auf Vulkanausbrüche hin.
Martin Wikelski vom Konstanzer Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie ist davon überzeugt, dass Tiere einen sechsten Sinn haben und Naturkatastrophen vor Menschen "erspüren" können. Dies zu beweisen, ist sein Lebenstraum. Denn bisher weiß niemand, wie sich ein Vulkanausbruch verlässlich vorhersagen lässt. Seit vielen Jahren rüstet Wikelski deshalb Tiere mit Sendern aus. Am Ätna auf Sizilien sind es vor allem Ziegen und Hunde. Sie liefern empirische Daten, mit denen vor einem Ausbruch gewarnt werden könnte. Neue Sender sollen nun den Durchbruch bringen, um Daten in Echtzeit zu übertragen – unter anderem direkt an das Vulkanologische Institut in Catania. Dort kann der Zivilschutz dann notfalls Alarm geben.
Für den Geologen Michael Dietze stehen Geräusche aus der Erde und aus Bergbewegungen im Fokus seiner Forschung. Der Experte der Universität Göttingen nutzt sogenannte Geofone, um in Risikogebieten frühzeitig vor Steinschlägen und Hangabgängen zu warnen. Die Geräte verzeichnen jede noch so kleine Erschütterung im Boden – so auch im schweizerischen Graubünden. Das kleine Dorf Brienz liegt in einem alten Hangrutschgebiet, und die Bewohner leben mit einer permanenten Bedrohung.
Die Umweltingenieure Susanne Lackner und Jörg Drewes gehen in der Kanalisation auf Virenjagd, um durch die Analyse von Abwasser Menschenleben zu retten. Abwasser-Monitoring wird bereits in vielen Ländern als Frühwarnsystem eingesetzt. Die beiden kämpfen dafür, dass auch in Deutschland regelmäßige Abwasserkontrollen eingeführt werden – nicht nur im Rahmen von Pilotprojekten. Da beispielsweise immer weniger auf SARS-CoV-2-Viren getestet wird, sind die Inzidenzwerte nicht mehr aussagekräftig. Aber zur Toilette müssen alle. "Wir brauchen das große Geschäft im Abwasser", scherzt Jörg Drewes, Abwasser-Experte der Technischen Universität München, "dann können wir Viren schnell erkennen und früher ans Gesundheitsamt melden als bisher."
Ein eigens entwickeltes System, in dem alle Daten in Echtzeit zusammenlaufen, will er in Zukunft direkt mit Gesundheitsämtern vernetzen. Noch gibt es Widerstände, denn die zuständigen Ämter fürchten, an ihre Kapazitätsgrenze zu kommen. Doch die Pandemie ist noch nicht zu Ende. Ob sich bereits die nächste ankündigt oder andere Ausbrüche von Seuchen drohen – mit einem Abwasser-Monitoring als Frühwarnsystem lässt sich das herausfinden.
-
Autorin